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Architekturfotografie und denkmalpflegerische Bilddokumentation

Bildarchiv Norbert Rauscher - Fotoarchiv historische Architektur
Baudenkmale und Architekturgeschichte

 

Stockphoto-Galerie Nr.5  Foto, Fotografie, Bild, Abbildung

Texturen, Strukturen, Oberflächen, Materialien, historische Baustoffe, Ziegel, Ziegelformate

 

Fotograf und Urheberrecht:  Dipl.-Architekt Norbert Rauscher
D-16548 Glienicke/Nordbahn, Kieler Straße 16, Telefon: (033056) 80010, E-Mail: n.rauscher@web.de
Internet: www.fotografie-architektur.de, www.fotografie-landschaft.de
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Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk des 19.Jahrhunderts im Originalzustand, durch Umwelteinflüsse stark verschmutzt, mit altem Schild Denkmalschutz / Denkmalschutzschild; Dorfkirche in Komptendorf (Niederlausitz, Landkreis Spree-Neiße; Brandenburg); kleine, im 19.Jahrhundert an die Kirche angebaute Vorhalle aus Sichtziegelmauerwerk im Kreuzverband; Baudenkmal; Aufnahmedatum: 4.9.2008



 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1853 im Originalzustand; Kreuzverband; neogotische / neugotische Dorfkirche in Spiegelhagen (Prignitz, Westprignitz; Brandenburg); Baudenkmal; Aufnahmedatum: 21.9.2007


 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1860 im Kreuzverband, profilierte Formziegel für Sockelabsatz, bei Restaurierungsarbeiten 1991/1992 neu verfugt; Dorfkirche in Neu Zauche (Niederlausitz; Brandenburg); Baudenkmal; Aufnahmedatum: 17.8.2011



 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1906, Ziegel-Sichtmauerwerk im Kreuzverband, offenbar vollständig im ungereinigten Originalzustand erhalten, Fugen nur leicht ausgewittert, Mauerziegel im älteren Ziegelformat, Ziegelmaße meist um 255 x 125 x 68 mm, teils Abweichungen bis ca. 250 x 123 x 65 mm (siehe Hinweise zur nächsten Bildgruppe); Friedhofskapelle in Hohen Neuendorf (Landkreis Oberhavel; Brandenburg), Karl-Marx-Straße; Baudenkmal; Aufnahmedatum: 20.3.2011





 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk um 1906, Friedhofsmauer in Hohen Neuendorf (Landkreis Oberhavel; Brandenburg), Karl-Marx-Straße; Mauerziegel im älteren Ziegelformat, Ziegelmaße meist um 255 x 125 x 68 mm, teils Abweichungen bis ca. 250 x 123 x 65 mm; Wandsegmente zwischen den Mauerpfeilern aus 1/2-Stein-Sichtmauerwerk 12,5 cm im Läuferverband (Läufer-Halbverband), ursprünglich offenbar ohne Verfugung, teilweise bei späteren Reparaturarbeiten verfugt (letztes Bild); Pfeilermauerwerk im klassischen Pfeilerverband nur aus Dreiviertelziegeln ("Dreiviertelsteine", "Dreiquartiere"); ob der Ziegelhersteller hier das alte Reichsformat (siehe unten) angestrebt hat oder nicht, bleibt offen, die Abweichungen sind jedenfalls erheblich; Baudenkmal; Aufnahmedatum: 24.9.2010



 


    
Thema spezial:  Die staatliche Regulierung der Ziegelformate.
  



Ziegel (Mauerziegel) im Reichsformat sind ein Ergebnis der enormen Bautätigkeit in den "Gründerjahren" etwa ab 1860 in Preußen bzw. im Deutschen Reich und der damit verbundenen Notwendigkeit, für große (staatliche) Bauaufgaben in kurzer Zeit sehr große Mengen an Mauerziegeln bereitzustellen. Einzelne Ziegeleien konnten diesen Bedarf nicht mehr abdecken, bei Lieferung durch mehrere Ziegeleien für ein Bauvorhaben waren einheitliche und abgestimmte Formate und Qualitäten erforderlich. Außerdem musste zunehmend auf Vorrat und nicht erst nach Eingang der Bestellung produziert werden, um kürzere Lieferzeiten abzusichern. Die Entwicklung zum Reichsformat vollzog sich über einen längeren Zeitraum:

Der Königlich Preußische Ober-Bau-Inspector Heinrich Ludewig Manger (1728-1790) teilt 1785 in seinem Buch "Die ökonomische Bauwissenschaft zum Unterricht für den Landmann" (siehe unten) mit, dass man "in hiesiger Gegend, und größtentheils in der ganzen Churmark ... zweyerlei Mauerziegel hat, große und kleine ...", und zwar
- die große Art: 10 x 5 x 3 Zoll (ca. 262 x 131 x 78 mm),
- die kleine Art: 9 x 4 1/2 x 2 1/2 Zoll (ca. 235 x 118 x 65 mm).
Der zu dieser Zeit in Preußen seit 1773 amtliche Rheinländische / Rheinische Zoll hatte 2,615 cm. Manger weist darauf hin, dass bei der Volumenermittlung für Mauerwerk zu diesen Größen umlaufend eine Kalkfuge von etwa 1/4 Zoll (ca. 7 mm) gerechnet werden muss, auf das Zusammenspiel der Ziegelformate im Mauerverband geht er jedoch nicht ein. Er beklagt, dass bei Mauerziegeln "ihre Größe fast eben so verschieden ist, als es Ziegeleyen giebt ..." und begründet dies mit dem unterschiedlichen Schwindverhalten beim Trocknen und Brennen je nach regional verfügbarer Qualität der Ziegelerde.

Der Königlich Geheime Ober-Bau-Rath David Gilly (1748-1808) schreibt 1797 in seinem "Handbuch der Land-Bau-Kunst ..." (siehe unten), dass nach seiner Beobachtung die Mauerziegel in Deutschland nach den folgenden Hauptdimensionen geformt werden unter Beachtung der Regel, "dass die Länge eines Mauerziegels der doppelten Breite desselben, mit Zugabe einer Kalkfuge, gleich sein soll". Bei diesen Angaben handelt es sich um Durchschnittsgrößen, ob nur für Preußen oder auch für die anderen deutschen Staaten, bleibt unklar:
- Große Form: 12 x 5 1/2 x 3 Zoll (ca. 314 x 144 x 78 mm, Fugendicke somit 26 mm, ein altdeutsches Klosterformat)
- Mittlere Form: 10 x 4 3/4 x 2 1/2 Zoll (ca. 262 x 124 x 65 mm, Fugendicke somit 14 mm, ein mittleres Normalformat)
- Kleine Form: 8 x 3 3/4 x 2 1/4 Zoll (ca. 209 x 98 x 59 mm, Fugendicke somit 13 mm, ein norddeutsches / holländisches Format)

Unter anderem aus diesen Gründen war bereits 1793 unter Friedrich Wilhelm II. für die Mark Brandenburg und das Herzogtum Magdeburg durch Königliches Regulativ für Mauerziegel (Ziegel, Ziegelsteine, Backsteine, Brandsteine) ein zulässiges Maximalmaß von 11 1/2 x 5 1/2 x 2 1/2 Zoll (ca. 301 x 144 x 65 mm) und ein Minimalmaß von 9 1/2 x 4 1/2 x 2 1/8 Zoll (ca. 248 x 118 x 56 mm) festgelegt worden, die Verordnung in Zuständigkeit des Preußischen Oberbaudepartements trat am 1.1.1794 in Kraft. Es zeigte sich aber in der Praxis, dass diese Formate bei Ausfachung von Fachwerkwänden mit den damals gebräuchlichen Bauholzbreiten nicht harmonierten (siehe unten, A. F. Triest, 1809, Seite 121). Jedenfalls wurde 1798 noch das später am weitesten verbreitete preußische "mittlere Normalformat" mit den Maßen 10 x 4 5/6 x 2 1/2 Zoll eingeführt, also ca. 262 x 126 x 65 mm. Die Vielfalt an Formaten hielt sich jedoch vorerst hartnäckig, auch durch die vielen als Familienbetriebe im ländlichen Nebenerwerb betriebenen kleinen Ziegeleien (Feldziegeleien, Feldbrandziegeleien). Soweit diese nur für den Eigenbedarf produzierten, war das wohl auch kein Problem. Noch um 1840 wurde die Ziegelbrennerei zu den landwirtschaftlichen Gewerben gezählt, fast jedes Dorf mit verwertbaren Tonvorkommen hatte mindestens einen "Ziegelbäcker" und dieser sein eigenes Ziegelformat. Da Ziegel nach Stückzahl und nicht nach Volumen verkauft wurden, sorgte die Geschäftstüchtigkeit der Hersteller für tendenziell immer kleinere Ziegel. Auch dies war Hintergrund für die Normierung, verbunden mit Strafandrohung "in äußerster Strenge" durch "Konfiskation" (Lizenzentzug, entschädigungslose Enteignung) bei Zuwiderhandlung.

Durch Circular-Rescript (Umlauf-Erlass) vom 15.12.1835 sah sich die preußische Regierung veranlasst, die bereits 1793 bzw. 1798 allgemein festgesetzten Ziegelformate nunmehr ausdrücklich für alle gewöhnlichen Staatsbauten zu bestimmen mit dem Hinweis, dass ab 1.1.1837 keine anderen als diese Mauerziegel für öffentliche Bauten zur Anwendung kommen dürfen, abgesehen von außergewöhnlichen Konstruktionen, für die eine besondere schriftliche Bestellung vorzulegen war:
- Große Form: 11 1/2 x 5 1/2 x 2 1/2 Zoll (ca. 301 x 144 x 65 mm)
- Mittlere Form: 10 x 4 5/6 x 2 1/2 Zoll (ca. 262 x 126 x 65 mm)
- Kleine Form: 9 1/2 x 4 1/2 x 2 1/8 Zoll (ca. 248 x 118 x 56 mm)
Bekanntgemacht wurden diese Verordnungen und Erlasse durch Regionalpublikationen in allen preußischen Landesteilen, hier zitiert nach dem "Amtsblatt der königlichen Regierung zu Erfurt", Jahrgang 1836, gedruckt bei Friedrich Ohlenroth, Stück 3, 16.1.1836, Seiten 11-12. Die Bekanntmachung für den Regierungsbezirk Potsdam und die Stadt Berlin erfolgte im Amtsblatt von 1836, Stück 4, vom 22.1.1836, Seite 26. Die Kontrolle der Ziegeleien oblag den Landräten. Hinweise zu Ziegelformaten für Pflasterklinker in Brandenburg und Preußen siehe hier:

Der Berliner Baumeister Adolf Lämmerhirt (siehe unten) hat 1869 mehrfach das Format 250 x 120 x 70 mm vorgeschlagen, der "Deutsche Verein für Fabrication von Ziegeln etc." hatte hinsichtlich der Steindicke jedoch fabrikationstechnische Bedenken; man einigte sich auf das Format 250 x 120 x 65 mm, welches dann 1870 als Deutsches Normalziegelformat durch den Preußischen Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten (Graf von Itzenplitz) als Reichsnorm eingeführt wurde, die Norm trat nach einer Übergangszeit am 1.1.1872 für "alle gewöhnlichen Staatsbauten" in Kraft. Die Quellenangabe für die Geburtsstunde des Deutschen Reichsformats lautet korrekt: Circular-Erlaß vom 13. October 1870, das Normal-Format der Mauerziegel betreffend. Veröffentlicht in den Amtsblättern der Regionalregierungen, so z.B. im "Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Erfurt", Stück 52, vom 19.11.1870, Seite 261, oder im "Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin", Stück 5, vom 3.2.1871, Seite 42, sowie in der "Zeitschrift für Bauwesen", herausgegeben unter Mitwirkung der Königlichen Bau-Deputation und des Architekten-Vereins zu Berlin. Jahrgang XXI, Verlag von Ernst & Korn, Berlin 1871, Heft 1, Seite 3/4.

Hintergrund dieser Aktivität war unter anderem, dass der Norddeutsche Bund und damit auch Preußen als sein größtes Mitglied bereits 1868 das metrische System beschlossen und ab 1.1.1869 eingeführt hatte - ohne größere Wirkungen im Baugewerbe zu hinterlassen. Nach der Proklamation des Deutschen Kaiserreiches 1871 wurde dieses System für das ganze Deutsche Reich übernommen. Allerdings hatte man damit nur den Mauerziegel als solchen metrisch gemacht (4 x 25 cm = 1 m), das daraus entstehende Mauerwerk incl. Fugen war keineswegs metrisch, es entstanden vielmehr höchst umständliche Maßketten und Gesamtmaße. Auch das von Adolf Lämmerhirt bevorzugte Höhenmaß 70 mm, welches auf 1 Meter Mauerwerkshöhe incl. Fugen gut teilbare 12 Schichten ergeben hätte, war nicht möglich.

In der "Deutschen Bauzeitung" (Jahrgang VI, Nr.10, 7.März 1872) wird unter "Vermischtes" auf Seite 79 mitgeteilt:
"Normal-Ziegelformat. Nach Mitteilung des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln etc. ist das von demselben vorgeschlagene und vom Verbande deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine akzeptirte Normalziegelformat von 25 x 12 x 6½ Zentimeter bis jetzt von folgenden Regierungen für die Veranschlagung und Ausführung von Staatsbauten vorgeschrieben worden: Preussen, Mecklenburg-Schwerin, M.-Strelitz, Sachsen-Gotha, S.-Weimar-Eisenach, S.-Altenburg, Braunschweig, Schwarzburg-Rudolstadt, Schw.-Sondershausen, Schaumburg-Lippe und Lübeck. Von Sachsen (Königr.), Bayern, Würtemberg, Baden, Oldenburg etc. fehlen die Nachrichten darüber." (Schreibweise hier und im Folgenden unverändert zitiert.)

Allgemein wurde das neue Ziegelformat als Normalformat oder Deutsches Normalformat und später überwiegend nur noch als Reichsformat (RF) bezeichnet. Der Einsatz war zumindest bei Staatsbauten vorgeschrieben und fand schon bald auch im privaten Bereich weite Verbreitung. 1875 wurde international das metrische System als verbindlich eingeführt (Meterkonvention von Paris), das deutsche Reichsformat wurde an das neue Maßsystem angepasst, um auch das Ziegelmauerwerk insgesamt bei Einsatz von ungeteilten Normalziegeln metrisch ausführbar zu machen. Als "Neues Reichsformat" wurden 240 x 115 x 63 mm festgelegt, ein zumindest horizontal einschließlich 10-mm-Fugen durch 8 teilbares metrisches (oktametrisches) Maßsystem. Umgangssprachlich war ab dieser Zeit für das überwiegend weiterhin produzierte Ziegelformat von 1872 auch die Bezeichnung "Altes Reichsformat" üblich, in den meisten Handwerks- und Baufachbüchern wurde dieses Format jedoch noch bis in die frühen 1950er Jahre einfach als Reichsformat oder als Normalformat bezeichnet.

Für Verblendmauerwerk wurden 1879 Sonderformate eingeführt, bezeichnet als Normal-Profilziegel oder Normal-Formziegel, publiziert im "Notizblatt des Deutschen Vereins für Fabrication von Ziegeln, Tohnwaaren, Kalk und Cement" (1879, Heft 1). Diese Ziegel sind nach zwei Seiten (Langseite und Kopfseite) je 2 mm und in der Höhe 4 mm größer als das alte Reichsformat (250 x 120 x 65 mm), woraus sich die aus ästhetischen Gründen für Verblendfassaden angestrebte allseits schmalere Fugenbreite von 8 mm bei einem Verblenderformat (Basisformat) von 252 x 122 x 69 mm ergibt. Um auch die Lagerfugen auf 8 mm Höhe zu reduzieren, mussten die sonst üblichen 12 mm in der Höhe um 4 mm (oben und unten je 2 mm) ausgeglichen werden. Das Maßsystem dieser Verblend-Formziegel war somit kompatibel mit dem normalen Reichsformat, welches weiterhin als Hintermauerung verwendet werden konnte. Ausgeführt wurde dieses Mauerwerk sichtseitig meist mit tiefliegenden / ausgekratzten Fugen oder durch Verwendung spezieller Profilziegel mit Hohlfuge (siehe unten bei Ahnert / Krause, Tafel 13).

Unbefriedigend blieb noch, dass auch beim Neuen Reichsformat bei einer Ziegelhöhe von 63 mm für 1 Meter Mauerhöhe incl. 12 mm Fugen (Baurichtmaß) etwa 13 Schichten erforderlich waren, ein nicht teilbares Maß, was sich in der Baupraxis nur schlecht handhaben ließ und im Zusammenhang mit der nach dem ersten Weltkrieg zunehmend industriellen Herstellung und Normung von Bauelementen (besonders Türen und Fenster) zu Problemen führte. Die Schichthöhenproblematik hatte sich sogar noch verschärft, was offenbar dazu führte, dass auch das Neue Reichsformat häufig mit 65 mm Dicke produziert wurde - jedenfalls ist dieses Format im historischen Baubestand zu finden (siehe die nächstfolgende Bildgruppe). Bei der in den 1920er Jahren zunehmenden Normung von Bauelementen (z.B. Reichsnorm Bauwesen, Holzfenster für Kleinwohnungen: DIN 1138) wurde für die Rohbau-Öffnungsmaße immer das Alte Reichsformat = Normalformat zugrunde gelegt, das Neue Reichsformat spielte offenbar keine Rolle.

Außerdem gab es bis 1920 für die verschiedenen Materialqualitäten in der Ziegelproduktion nur baufachliche Erfahrungswerte, aber z.B. keine verbindlich definierten Druckfestigkeitsklassen. Erstmals wurden 1920 durch Erlass des Ministers für öffentliche Arbeiten "Regeln für die Lieferung und Prüfung von Mauerziegeln (Backsteinen)" festgelegt, die bei Auftragsvergaben zu beachten waren. Seitdem existieren verbindliche Materialkennwerte für Mauerziegel. Als Basisformat war weiterhin das Alte Reichsformat von 1872 ("Reichsmaß, Normalform") mit 25 x 12 x 6,5 cm bestimmt. Alle Festsetzungen aus diesem Erlass wurden unverändert im August 1922 übernommen in die erste deutsche Ziegelnorm DIN 105 (Deutsches Institut für Normung e.V., gegründet 1917 als Normenausschuss der deutschen Industrie - NADI), wiederum ohne das Maßsystem zu verändern, als Basisformat genormt war weiterhin das Alte Reichsformat von 1872. Systematisiert waren lediglich die materialtechnischen Eigenschaften der Mauerziegel.

Erst 1952 konnte mit der überarbeiteten Ziegelnorm DIN 105 das moderne oktametrische System mit dem Normalformat (NF) von 240 x 115 x 71 mm eingeführt werden mit allen weiteren, darauf aufbauenden bzw. daraus abgeleiteten Formaten. Die Norm galt in beiden deutschen Staaten. Erst mit diesem Schritt wurde endgültig das neben den alten Klosterformaten sowie den kleinen norddeutschen Sonderformaten wohl berühmteste deutsche Ziegelformat, das Reichsformat von 1872, nach 80 Jahren als zeitgenössischer Baustoff abgelöst. Das auf der neuen Grundlage entstehende Mauerwerk mit 12 Schichten auf 1 Meter Mauerhöhe war jetzt horizontal und vertikal im metrischen System teilbar. Dieses System gilt in Deutschland bis heute.

In der DDR wurde die Ziegelnorm DIN 105 im Jahr 1962 überführt in die TGL 10150 (Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen): TGL 10150 Blatt 1 ‒ Mauerziegel, Mauervollziegel (Ersatz für DIN 105 Ausgabe 1.52), verkündet im Gesetzblatt Teil III Nr.7 vom 31. März 1962, verbindlich ab 1.10.1962. TGL waren staatliche Standards, hatten Gesetzescharakter und waren für das Gebiet der DDR rechtsverbindlich. In der BRD wurden die DIN-Normen als private technische Regelungen weitergeführt, hatten jedoch nur empfehlenden Charakter.

Klosterformat als Reichsformat: Um dem erheblichen Bedarf an großformatigen Mauerziegeln für die um 1900 besonders in Mode gekommenen historisierenden Kirchenbauten gerecht zu werden, wurde auch dafür ein einheitliches Ziegelformat eingeführt, abgeleitet aus einem Durchschnittswert mittelalterlicher Klosterziegel / Klosterformate sowie produktionstechnischen Überlegungen. Die Normierung auf das Maß 28,5 x 13,5 x 8,5 cm bei allseitiger Fugendicke von 1,5 cm (10 Schichten auf 1 m Mauerhöhe) erfolgte durch "Runderlaß, betreffend Verwendung von Ziegeln großen Formats. Berlin, den 10. Oktober 1902", veröffentlicht im "Centralblatt der Bauverwaltung", herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, XXII. Jahrgang 1902, Berlin, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn; Nr. 85 vom 25. Oktober 1902, Seite 517. Die Einleitung zu diesem Erlass lautet: "Für monumentale Backsteinbauten, insbesondere für Kirchenbauten, empfiehlt sich, um ihnen das wirksame Gepräge zu geben, welches die mittelalterlichen Backsteinbauten auszeichnet, die Verwendung von Ziegeln großen Formates." Die Begriffe "Klosterziegel" oder "Klosterformat" werden jedoch weder im Runderlass noch im Erläuterungstext zum Erlass (Oskar Hoßfeld: "Die Einführung einheitlicher Abmessungen für Backsteine großen Formats.", gleicher Ort, Seiten 521-523) verwendet, wohl aus bau- und religionspolitischen Gründen (siehe unten, Andreas Tacke - sehr interessant). Einige Hinweise zu historischen Klosterziegeln und Klosterformaten siehe hier:

Österreich, das wie die alten süddeutschen und mitteldeutschen Kulturgebiete größere Ziegelformate bevorzugte, verwendet das deutsche Reichsformat noch heute. Nach vielfachen Debatten und Änderungen wurde mit der Einführung des metrischen Maßsystems 1872 das offizielle österreichische Ziegelmaß mit 290 x 140 x 65 mm festgesetzt (Gesetz vom 23.7.1871, am 2.3.1872 bekanntgemacht). Man orientierte sich dabei wohl lediglich an den alten, seit 1798 geltenden österreichischen Maßen von 11 x 5 1/4 x 2 1/2 Zoll (1 Wiener Zoll = 2,634 cm), ein Bezug der neuen Maße zu metrischen Konstruktionsmaßen ist jedenfalls nicht erkennbar, weder beim einzelnen Ziegel noch beim Mauerwerk insgesamt. Vorteilhaft war allerdings, dass man jetzt eine Rollschicht mit zwei Flachschichten kombinieren konnte (bei allseitiger Fugendicke von 1 cm). Erst 1921 wurde in die ÖNORM B 3201 neben dem großen österreichischen Ziegelformat auch das kleinere deutsche "Alte Reichsformat" nachrangig aufgenommen, bei einer weiteren Normänderung 1927 wurde das deutsche Format erstrangig gesetzt und das größere österreichische Format nur noch geduldet. Seit der Neufassung der Norm im Jahr 1948 wird in Österreich das Format 250 x 120 x 65 mm und damit das "Deutsche Reichsformat" (RF) endgültig als "Österreichisches Normalformat" (NF) bezeichnet, es gilt bis heute. Die Probleme dieses Maßsystems wurden oben bereits beschrieben, im traditionsbewussten Österreich werden sie weiterhin gepflegt. Interessant im Zusammenhang mit der österreichischen Ziegelgeschichte ist auch das strenge Reglement zur Kennzeichnungspflicht der Ziegel durch die Hersteller, siehe dazu die Bildgruppe mit Literaturangabe ganz unten.

Sachsen hatte bereits 1833 als erster deutscher Staat verbindliche Ziegelformate eingeführt. Durch "Verordnung, das zu beobachtende Maß der Dach- und Mauerziegel betreffend" vom 9.1.1833 wurde vorgeschrieben, dass die durch "sämmtliche im Lande gelegenen Ziegeleien" gebrannten Mauerziegel die Maße von 12 x 6 x 3 Zoll (ca. 283 x 142 x 71 mm) einzuhalten haben. Zu dieser Zeit hatte im Königreich Sachsen der Zoll 2,36 cm. Die Verordnung trat am 1.7.1833 in Kraft, publiziert in der "Sammlung der Gesetze und Verordnungen für das Königreich Sachsen vom Jahre 1833", Drittes Stück, Seiten 9-11, Hofbuchdruckerei Meinhold und Söhne, Dresden. Den Bauenden stand es weiterhin frei, "bei Bestellung von ... Mauerziegeln ein anderes Maß zu bedingen." Beachtlich ist Absatz 4 der Verordnung: "Die in den Ziegeleien, es sei nun auf vorherige Anzeige eines Beteiligten, oder bei den von Amtswegen veranstalteten Revisionen sich findenden Vorräthe geringeren Maßes sind sofort zu zerschlagen." Ganz offensichtlich sollte hier der Preistreiberei durch immer kleinere Ziegel im Stückverkauf Einhalt geboten werden, größere Ziegel mussten jedenfalls nicht zerschlagen werden. Auch bei diesen Maßen ergab sich der Nachteil des daraus entstehenden horizontal nichtmetrischen Mauerwerks, vertikal entsprach es jedoch schon dem neuzeitlichen Normalformat mit 12 Schichten auf 1 Meter Mauerhöhe. Eine Rollschicht mit zwei Flachschichten zu kombinieren war allerdings nicht möglich. Auch hat man wohl das unsinnige Maßverhältnis von 12 x 6 Zoll (Länge x Breite) nicht ganz ernst genommen, bei exakter Einhaltung dieser Maße ist kein regelmäßiger Mauerverband möglich. Der sächsischen "Baupolizeiordnung für Städte und Dörfer" vom 21.3.1870 ist zu entnehmen, dass das "Große Format" von 12 x 6 Zoll übersetzt wurde mit 28 x 13,5 cm, bei diesem Maßverhältnis ist 1 cm Stoßfuge berücksichtigt.

Vom Recht auf Bestellung abweichender Maße wurde offenbar in Größenordnung Gebrauch gemacht, so z.B. bei der Ausschreibung ("Concurrenz") vom 14.11.1845 zur Ziegellieferung für die Göltzschtalbrücke im sächsischen Vogtland. Vorgegeben war die Lieferung von Ziegeln "nach Dresdner Maße" 11 3/4 x 5 3/4 x 2 3/4 Zoll (ca. 277 x 136 x 65 mm). Für die bis heute weltgrößte Ziegelbrücke wurden rund 26 Millionen Ziegel verbaut. Die Vorgabe "nach Dresdner Maße" besagt, dass nach Dresdner Zoll gemessen werden sollte. Sowohl der Dresdner Zoll als auch der Leipziger Zoll hatten 2,36 cm (gerundet auf zwei Stellen nach dem Komma). Am 12.3.1858 wurde per "Gesetz, die Einführung eines allgemeinen Landgewichts und einige Bestimmungen über das Maaß- und Gewichtswesen im Allgemeinen betreffend" der Leipziger Fuß mit 0,28319 "Französische Meter" als Maß im sächsisch-inländischen Verkehr "mit Ausschluß aller localen Maaße" angeordnet, die Elle zu 2 Fuß, der Fuß geteilt in 12 Zolle zu je 0,0235991 m = gerundet 2,36 cm. Das Gesetz trat am 1.11.1858 in Kraft, publiziert im "Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1858", Siebentes Stück, Nr. 18-19, Seiten 49-82, Hofbuchdruckerei Meinhold und Söhne, Dresden. Es verursachte enormen Aufwand hinsichtlich Vorbereitung (Eichwesen usw.), Durchführung und Kontrolle. So mussten alle Längenmesswerkzeuge des Bauhandwerks wie Elle, Zollstab, Zollstock (Klappmaß / Klappmaßstab, in Sachsen: Schmiege) sowie sonstige Maßstäbe neu angeschafft und zur Eichung und Stempelung vorgelegt werden. Nur wenige Jahre später kamen das metrische Maßsystem und das Reichsformat für Ziegel (siehe oben).

Baumeister Lämmerhirt: In den Berliner Adressbüchern der Jahre 1867-1872 (zugänglich auf der Website der Zentral- und Landesbibliothek Berlin) findet sich der Königliche Baumeister Adolf Lämmerhirt, er wohnte in der Prinzenstraße 16 (1867) bzw. Kesselstraße 17e (1872). Nach 1872 erscheint er nicht mehr in den Adressbüchern. Der Titel "Baumeister" wurde in Preußen aufgrund fachlicher Qualifikation verliehen und war mit öffentlichem Ansehen verbunden; eine Erwähnung im Berliner Adressbuch war selbstverständlich. Im Bestand des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin gibt es eine Zeichnung von Adolf Lämmerhirt, geboren 1835, zur "Überführung einer Röhrenleitung über einen Felseinschnitt. Monatskonkurrenz April 1862", jedoch ohne Bezug zum Thema Ziegel. Erst die "Deutsche Bauzeitung" (Jahrgang III, Nr.13, März 1869) enthält auf den Seiten 146-148 den entscheidenden Aufsatz "Ueber die Einführung eines einheitlichen Ziegelformats mit Bezug auf das Metermaass. Nach Vorträgen im Verein für Fabrikation von Ziegeln und im Architekten-Verein zu Berlin, von A. Lämmerhirt, Baumeister."

In diesem Beitrag gibt Adolf Lämmerhirt nach einem Überblick über die historische Entwicklung den aktuellen Stand der Diskussion wieder und begründet seinen Vorschlag zur Einführung des Formats 250 x 120 x 70 mm, beugt sich allerdings den Bedenken des Vereins für Ziegelfabrikation, schließt sich dem Kompromissvorschlag an und vertritt von da an gemeinsam mit dem Verein die Forderung nach einem Format von 250 x 120 x 65 mm. Die Diskussion wurde offenbar über einen längeren Zeitraum sehr intensiv geführt und betraf neben architektonisch-gestalterischen, konstruktiv-statischen und produktionstechnischen Aspekten auch kulturgeschichtliche und regionaltypische Besonderheiten. Beispielsweise wurden in den süddeutschen und südostdeutschen Regionen (Bayern, Sachsen, Schlesien) deutlich größere Ziegelformate bevorzugt als in den nordwestdeutschen Regionen, ohne dass hierfür klimatische oder sonstige überzeugende Begründungen angeführt werden konnten - aus heutiger Sicht sehr interessant und fast vergessen. Entsprechende Widerstände regten sich in diesen Regionen gegen das neue Einheitsformat. Einen Überblick über den zeitgenössischen Stand dieser Diskussion gibt die "Deutsche Bauzeitung" (Jahrgang III, Nr.22, Mai 1869) auf den Seiten 257-259; im selben Jahrgang (Nr.51, Dezember 1869) wird auf den Seiten 630-631 über die Beschlussfassung des Architekten-Vereins am 13. November zum neuen Ziegelformat berichtet. Weiterführende Hinweise jeder Art zu diesem Thema werden dankbar entgegengenommen und gern hier veröffentlicht, Kontaktdaten siehe oben.

Auch in anderen Ausgaben der renommierten und ältesten "Deutschen Bauzeitung" taucht der Berliner Baumeister A. Lämmerhirt im Zusammenhang mit dem Thema Ziegelherstellung auf, so z.B. in mehreren Heften von 1872 (Jahrgang VI, Nr.11-13), in denen er sich sehr ausführlich und engagiert in einem über drei Ausgaben gestreckten Aufsatz zu dem damals erbittert geführten Patentstreit um den Hoffmann'schen Ringofen äußert: "Der Hoffmann'sche Ringofen und die preussische Patent-Kommission. Von Baumeister Lämmerhirt in Berlin." Das Thema Ziegel und Ziegelproduktion scheint ihn im weitesten Sinne beschäftigt zu haben.

(Dieser Text wurde hier erstmalig veröffentlicht am 12.3.2011, letzte Ergänzung am 4.3.2024)

Literatur und weitere Informationen:
Willi F. Bender: Lexikon der Ziegel. Vom Aal-Deckenziegel bis zum Zwischenwandziegel in Wort und Bild; Bauverlag, Wiesbaden und Berlin 1995 (zweite Auflage); digital im Internet zum Nachschlagen zu finden unter Dachziegelarchiv.de
Heinrich Ludewig Manger: Die ökonomische Bauwissenschaft zum Unterricht für den Landmann. Leipzig, bey Johann Friedrich Junius, 1785; Abschnitt "Mauerziegel" ab Seite 34
David Gilly: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der Wohn- und Wirtschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen (Braunschweig 1797), nach zeitgemäßen Anforderungen neu bearbeitet von Ferdinand Triest, Fünfte Auflage, Braunschweig 1831; ab Seite 73: Von den geformten und gebrannten Ziegeln (sehr ausführlich zur Herstellung); Seite 99: Ziegelformate
August Ferdinand Triest: Grundsätze zur Anfertigung richtiger Anschläge welche die Landbaukunst in sich begreift. Erster Band. Im Kunst- und Industrie-Comptoir, Berlin 1809; ab Seite 120
Udo Bode: Märkische Ziegel im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Enthalten in: Ernst Badstübner / Dirk Schumann (Herausgeber): Backsteintechnologien in Mittelalter und Neuzeit. Studien zur Backsteinarchitektur, Band 4; Lukas Verlag, Berlin 2003; ab Seite 347
Rudolf Ahnert / Karl Heinz Krause unter Mitarbeit von Ernst Maier und Willi Mönck: Typische Baukonstruktionen von 1860 bis 1960 zur Beurteilung der vorhandenen Bausubstanz, Band 1: Gründungen, Wände, Decken, Dachtragwerke; Verlag für Bauwesen / Bauverlag, Wiesbaden und Berlin 1991
Regeln für die Lieferung und Prüfung von Mauerziegeln (Backsteinen). Erlass des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 8. Dezember 1919, veröffentlicht im Zentralblatt der Bauverwaltung, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Nr.1, Berlin, 3. Januar 1920, Seite 1 (Amtliche Mitteilungen)
Otto Frick / Karl Knöll: Die Konstruktion von Hochbauten. Ein Handbuch für den Baufachmann. Zwei Teile in einem Bande mit 584 Abbildungen im Text. Fünfte neubearbeitete Auflage. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 1927; Ziegelformate auf den Seiten 5 und 8. Ein hervorragender Überblick über den Stand des Bauwesens in der Zwischenkriegszeit incl. der zu dieser Zeit bereits aktuellen und auf das Mauerwerk bezogenen DIN-Normung.
Udo Meyer / Michael Gierga: Bauen im Bestand ‒ Materialkennwerte von historischem Ziegelmauerwerk. Enthalten in: Mauerwerk 16 (2012), Heft 4, Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, Berlin 2012; Seiten 201-205 (siehe direkt hier: ), Quelle: Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie, www.ziegel.de
Mila Schrader: Mauerziegel als historisches Baumaterial. Ein Materialleitfaden und Ratgeber. Edition :anderweit, Suderburg-Hösseringen 1997; unter anderem ab Seite 163
Gerhard Zsutty: Zur Einführung eines einheitlichen Ziegelmaßes in Österreich. Aufsatz in der Fachzeitschrift "Restaurator im Handwerk", Heft 4/2015, Seiten 44-46
Johannes Schlender: Über das Messen von Längen vor 1872. Aufsatz in der Fachzeitschrift "Restaurator im Handwerk", Heft 3/2015, Seiten 24-27; ein guter Überblick mit diversen Fotos historischer Messwerkzeuge, unter anderem Ellen und Zollstöcke auch für das Bauhandwerk
Andreas Tacke: Klosterziegel contra Reichsziegel. Überlegungen zur Ikonographie und Ikonologie der Berliner Architektur und bildenden Kunst des späten Historismus. Aufsatz in "Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums" 1995, Seiten 141-159
Der Lehm beim bäuerlichen Hausbau ‒ Feldbrandziegelei. Ein historischer Film aus dem Jahr 1963, bereitgestellt durch die Volkskundliche Arbeitsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland beim Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Bonn, wissenschaftliche Bearbeitung durch Dr. G. Simons, zu finden auf YouTube, siehe direkt hier: (Stand: 24.11.2023). Die Aufnahmen zeigen die Arbeiten einer historischen Feldbrandziegelei. Es sind Bilder des Landschaftsverbandes Rheinland von 1963 aus Sabershausen im Hunsrück. So hat man um 1850 an vielen Orten im ländlichen Raum grobe Ziegel gebrannt für den eigenen Bedarf, z.B. für Ausfachungen unter Putz beim Fachwerkbau oder für verputzte Massivbauten. Ein außerordentlich interessanter und detailreicher Film mit Kommentar, Dauer etwa 47 Minuten, leider wie üblich bei YouTube mit vorgeschalteter und gelegentlich zwischengeschalteter Fremdwerbung, die in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Films steht.
 
 

   

 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1897 im Originalzustand, feinfugig und sehr sauber im Kreuzverband ausgeführtes Sichtmauerwerk als Vorsatzmauerwerk in besserer Ziegelqualität, Ziegelmaße um 240 x 115 x 65 mm (also in etwa neues Reichsformat); Nebengebäude zum ehemaligen Gasthaus "Stadtgarten", Karl-Marx-Straße 103, im historischen Stadtzentrum von Neuruppin (Brandenburg); Baudenkmal; Aufnahmedatum: 6.10.2014



 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk um 1880/1890, sehr unsauber verarbeitetes Mauerwerk annähernd im Kreuzverband, vielfach repariert, Ziegelmaße mit starken Schwankungen um 250 x 120 x 65 mm (altes Reichsformat, siehe oben); fensterlose Rückseite / Friedhofseite des katholischen Pfarramtes in Bad Muskau (Landkreis Görlitz; Sachsen), Berliner Straße, ursprünglich eine Schule; unklar bleibt, ob diese Wand als Sichtmauerwerk konzipiert oder für einen eventuellen späteren Anbau vorgesehen war oder ob sie als Grenzwand zum evangelischen Friedhof einfach nur nachlässig errichtet wurde; Aufnahmedatum: 15.7.2018





 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk wohl um 1900 in Beelitz (Landkreis Potsdam-Mittelmark; Brandenburg), rückseitige Hofmauer zum Grundstück Poststraße 15, Ansicht von der Mauerstraße aus; Ziegel offenbar noch aus traditioneller Handfertigung, teils mit Quetschfalten (Handstrichziegel, Handschlagziegel), Ziegelmaße mit Schwankungen um 250 x 120 x 63...65 mm (altes Reichsformat, siehe oben). Das Mauerwerk ist unsauber und nicht im regulären Verband gemauert, Reparaturverfugungen aus unterschiedlichen Zeiten, Ziegelflächen teilweise abgewittert oder durch Hochdruckreiniger / Kärcher beschädigt. Entweder handelt es sich um die Restmauer eines ehemaligen rückwärtigen Wirtschaftsgebäudes zum Hof (z.B. Scheune) oder um eine aus dem Abbruchmaterial dieses Gebäudes vor langer Zeit neu errichtete Hofmauer. Aufnahmedatum: 14.7.2022






 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1908 im Blockverband, offenbar alles Originalzustand; Dorfkirche in Hinzdorf (Westprignitz; Brandenburg); Aufnahmedatum: 5.10.2007


 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk von 1905 im unveränderten Originalzustand, deutlich durch Umwelteinflüsse verschmutzt, gemauert als "Gotischer Verband" (2 Läufer und 1 Binder / Kopf im Wechsel, Binder hier jeweils mittig über einem Läufer, eine von mehreren Varianten dieses Mauerverbandes); neogotische Dorfkirche in Neulögow (Ortsteil von Gransee, Landkreis Oberhavel; Brandenburg); Aufnahmedatum: 9.9.2007



 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk vmtl. um 1900 im Originalzustand; zweifarbiges Ziermauerwerk an einem ehemaligen Wohnhaus für Gutsarbeiter zum Gut Krampfer (Prignitz, Westprignitz; Brandenburg); die zur Ornamentierung verwendeten dunklen Binderziegel sind Ziegel mit "verbrannten" und gerissenen Kopfseiten, welche in den kleinen ländlichen Ziegeleien meist durch ungleichmäßigen Kohlebrand an den heißesten Stellen im Brennofen entstanden - mehr oder weniger zufällig durch unkontrollierten Fehlbrand, häufig aber auch geplant durch Auftragen von Ascheschlämme, Engobe, Öl-Ruß-Mischung, Teer bzw. Pech u.ä. Substanzen auf der Kopfseite des Rohziegels vor dem Brennen; hinsichtlich Fugenbild handelt es sich um einen unsauber ausgeführten Kreuzverband; Aufnahmedatum: 19.9.2007



 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk um 1900 im Kreuzverband, vor längerer Zeit (vmtl. Anfang 1990er Jahre) gereinigt und neu verfugt, inzwischen durch Umwelteinflüsse wieder etwas nachgedunkelt, Farbschwankungen durch unterschiedliche Temperaturen beim Brennvorgang (Oberflächen teils "verbrannt", siehe oben); das Material gehörte nicht zur besten Qualität und war nicht für den Einsatz an Straßenfassaden vorgesehen; Giebelseite eines Mehrfamilienhauses / Mietshauses in Velten (Landkreis Oberhavel; Brandenburg); das mehrgeschossige Wohnhaus besitzt eine Putz-Stuck-Fassade als Straßenfassade, nur Giebelseiten und Hofseite wurden aus Ziegelsichtmauerwerk erstellt. Die Bildserie ist sehr gut zur Herstellung von nahtlos kachelbaren Texturen für CAD-Programme geeignet. Aufnahmedatum: 24.3.2011

Hinweis: Die gelben Ziegel waren typisch für die Lehmgruben in der Region nördlich von Berlin, besonders um Velten und Birkenwerder, sie haben bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts ganze Ortsbilder geprägt. Leider wird das von den Städten und Gemeinden im Landkreis Oberhavel bei der Ortsbildpflege in keiner Weise beachtet, hier fehlt offenbar vollständig das Gefühl für regionale Besonderheiten, die sich auch touristisch gut vermarkten ließen. Inzwischen entstehen überall Neubauten mit roten Verblendern - obwohl gelbe Verblender zum gleichen Preis zu haben sind. Schade.








 

Ziegelmauerwerk, Altmauerwerk um 1910 als Sichtmauerwerk im Kreuzverband, in jüngster Vergangenheit neu verfugt; kleines flaches norddeutsches Ziegelformat (leider vor Ort nicht gemessen); Gebäude im Zentrum von Quakenbrück (Niedersachsen); Aufnahmedatum: 28.9.2007





 

Ziegelzeichen / Ziegelstempel auf österreichischen Ziegeln im Wiener Ziegelmuseum (Wien; Österreich), vorrangig von Herstellern aus der Region Wien / Niederösterreich, aber auch aus anderen Regionen Österreichs sowie aus verschiedenen anderen Staaten. Interessant ist dabei die Tatsache, dass Ziegel in Österreich nicht wie in Deutschland durch gelegentlichen Stempeleindruck nach dem Ausformen auf den Stirnseiten der Ziegel gekennzeichnet wurden sondern fast ausschließlich durch in die hölzernen Modeln (Ziegelformen) auf der Flachseite (Lagerseite, Unterseite) eingeschnittene Zeichen oder aufgeschraubte geprägte Metallplatten. In Österreich war dadurch jeder einzelne Ziegel gekennzeichnet, soweit der Hersteller die 1825 für Niederösterreich unter der Enns eingeführte und wohl auch mit Nachdruck durchgesetzte Kennzeichnungspflicht beachtet hat. Besonders fallen dabei die aufwendig gestalteten Ziegel aus dem 19.Jahrhundert auf mit kaiserlich-königlichem Doppeladler und den jeweiligen Initialen der Hersteller. Alle Aufnahmen mit freundlicher Genehmigung der Museumsleitung, die Veröffentlichung der Bilder hier auf der Website erfolgt rein informell, nicht zum Verkauf; Aufnahmedatum: 7.10.2018

Literatur:
Gerhard Zsutty: Ziegelzeichen - Ziegelstempel. Zur Erforschung der Zeichen auf Ziegelprodukten in Österreich. Museumsblatt "Wiener Ziegelmuseum", Heft 20, 2017. Herausgegeben durch das Wiener Ziegelmuseum, Museumsverein Penzing, Penzinger Straße 59, 1140 Wien
Christian Ferdinand Ramml: Ziegelöfen und Lehmabbaue der politischen Bezirke Mistelbach und Gänserndorf (Niederösterreich) - Geschichte und Geologie. Mit einem Beitrag von Thomas Hofmann und Ingeborg Wimmer-Frey. Mit 230 Abbildungen, 1.282 Ziegelfotos, 1 Anhang und 1 Beilage. Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt, Band 27, Seiten 3-384, Wien 2014

Wer die Stadt Wien aus architekturgeschichtlichem Interesse besucht, sollte sich natürlich mit dem herausragenden Architekten Otto Wagner und seinen Bauten besonders aus der Zeit des Jugendstil beschäftigen. Er sollte aber unbedingt auch das kleine und in seiner Art wohl einzigartige Wiener Ziegelmuseum besuchen im Bezirk Penzing (14. Bezirk), nur zwei Gehminuten entfernt von der U-Bahnstation Hietzing (Linie U4). Ein Besuch in diesem Museum und ein Gespräch mit dem leidenschaftlichen Ziegelforscher, Ziegelsammler und Leiter des Museums, Dr. Gerhard Zsutty, wird für immer im Gedächtnis bleiben. Wer sich ernsthaft für Ziegel und Ziegeleigeschichte interessiert, muss die nur knapp zur Verfügung stehende Besuchszeit nutzen. Das Ziegelmuseum ist im Bezirksmuseum Penzing untergebracht, der Besuch ist kostenlos, aber nur am jeweils ersten und dritten Sonntag im Monat von 10.oo-12.oo Uhr möglich, die Betreuung wird in ehrenamtlicher Arbeit durch fachlich versierte Pensionäre geleistet. Weitere (leider nur wenige) Angaben findet man unter www.bezirksmuseum.at/de/sondermuseum_ziegel/sondermuseum/

Gesammelt werden neben gestempelten / gekennzeichneten Mauerziegeln auch andere mit der Ziegelherstellung in Verbindung stehende baukeramische Produkte, so z.B. Dachziegel, Bodenplatten und spezielle Formziegel. Die Sammlung umfasst aktuell etwa 13.000 Objekte, aus Platzgründen kann nur ein Teil ausgestellt werden, ergänzt durch verschiedenste Informationen zur Geschichte der Ziegelherstellung, historische Stadtpläne mit den Standorten der Ziegeleien, Gebäudemodelle von Ziegeleien und Brennöfen, usw. Den Schwerpunkt von Sammlung und Forschung bilden Ziegel mit eingeprägten bzw. aufgeprägten Kennzeichnungen. Die Besucher sind aufgefordert, gestempelte Ziegel aus ihrer Heimat als Spende mitzubringen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass der weltgrößte Ziegelhersteller, die Firma Wienerberger, ein international agierender Konzern, 1819 am Wienerberg südlich von Wien durch den Bauingenieur Alois Miesbach (1791-1857) gegründet wurde.










 

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