Historische Bauernhäuser der Mark /
Provinz Brandenburg
Baugeschichtliche Entwicklung und gegenwärtiger Bestand an
Bauernhäusern und Wohngebäuden in den Dörfern des Landes Brandenburg
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Ländliches Bauwesen zwischen 1750 und 1950
in zeitgeschichtlicher Einordnung
Ausgangssituation ca. 1750 - 1800
• Privater Hausbau in Brandenburg konstruktiv als Fachwerkbau überwiegend in niederdeutscher Tradition
• Nutzung der Bauernhäuser überwiegend als Wohn-Stall-Speicher-Häuser, Scheunen separat (Abstand zum Haus, Brandgefahr)
• Ab 1724 Einführung der Funktion des Landbaumeisters bei den preußischen Provinzialbauverwaltungen
• Ab etwa 1750 verstärkt Koloniegründungen zur "Peuplierung" unbesiedelter Regionen mit Kolonisten; oft schlechte Bauqualität
• Teilweise obrigkeitlich gesteuertes und finanziell / materiell gefördertes Bauwesen verbunden mit bautechnischen Vorgaben
• 1770 Einrichtung des Oberbaudepartements (Oberste Baubehörde) für das gesamte staatliche und private Bauwesen in Preußen
• 1773 Festlegung eines einheitlichen "Rheinländischen Längenmaßes" für alle Baumaßnahmen und Landvermessungen, der
• amtliche Rheinländische / Rheinische Zoll hatte 2,615 cm, 12 Zoll = 1 Fuß = 31,38 cm; mit Fuß / Zoll (Zollstock) wurde gebaut
• 1793 Königliches Regulativ für Mauerziegel unter Friedrich Wilhelm II. für die Mark Brandenburg, 1798 Ergänzungen
• 1794 Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten (insgesamt ca. 19.000 Paragraphen), unter anderem zu den Themen
• Besitz- und Eigentumsrecht (incl. Baurecht), Erbfolgerecht, Grundstücksrecht, Nachbarrecht, Dorf- und Bauernrecht,
• Gemeinheitsteilungen, usw.; in den folgenden Jahrzehnten vielfache "Ergänzungen und Erläuterungen durch Gesetzgebung und
• Wissenschaft" sowie durch besondere baupolizeiliche Anwendungsvorschriften
• Ab etwa 1795 beginnende Gemeinheitsteilungen, Separation von Agrarland in Gemengelagen, Ablösung von Dienstpflichten
• David Gilly (1748-1808): "Handbuch der Landbaukunst", 1797 Band 1, 1798 Band 2, Kupfer-Sammlungen postum 1820/1821
• Fortbestand der Bautraditionen des späten 18.Jahrhunderts, im ländlichen Bereich überwiegend Fachwerkbauten
• Arbeits- und Ausbildungsbeschränkungen für Dorfhandwerker durch städtischen Zunftzwang
• 1799 Gründung der Bauakademie in Berlin als zentrale Ausbildungsstätte für Baubeamte (Ziegelgebäude 1832-1836, Schinkel)
• Um 1800 politische Lähmung, wirtschaftlicher Stillstand, Blockadehaltung des Adels gegenüber Reformen
Giebelflurhaus und Querflurhaus in diversen Varianten als Fachwerkbauten in traditioneller Ausführung
Umbruchphase ca. 1800 - 1840
• 1806-1813 napoleonische Kriege, 1815 Wiener Kongress mit deutlichen Gebietsgewinnen für Preußen (Niederlausitz, Fläming)
• 1807-1815 umfassende preußische Reformen ("Stein-Hardenbergsche Reformen")
• 1807 Aufhebung der Erbuntertänigkeit für die Landbevölkerung, Einführung der Freizügigkeit (in Kraft getreten 1810)
• 1811 Gewerbefreiheit und Abschaffung Zunftzwang; Edikt "Zur Erlangung des Gewerbescheins" mit Prüfungs-Reglementierung
• 1815 Bildung der Provinz Brandenburg mit den Regierungsbezirken Potsdam und Frankfurt, dabei Abtrennung der Altmark von
• Brandenburg und administrative Zuordnung zur Provinz Sachsen
• Ab 1815 Umsetzung der Verwaltungsreformen, Agrarreformen, teils zähe Neuordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse
• Ab etwa 1820 Tätigkeit von Separations-Kommissionen, Anlage von Flurkarten und Katastern, Abschluss teils erst um 1870
• Zunehmend Grundstücksteilungen zur Finanzierung von Ablösungen und Erbteilungen; Entstehung von Ausbauhöfen
• Beginnende Abwanderungen der armen Landbevölkerung nach Einführung der Freizügigkeit, meist Richtung Berlin
• 1822 "Allerhöchste Kabinetsorder, die Anlegung enger Schornsteinröhren betreffend", Nachträge / Ergänzungen 1830-1835
Überwiegend Querflurhäuser in diversen Varianten als Fachwerkbauten in traditioneller Ausführung
Übergangsphase ca. 1830 - 1860
• Wirkungsbeginn der Reformen, beginnender wirtschaftlicher Aufschwung, zunehmende soziale Differenzierung
• Verbesserung der bäuerlichen Einkommenssituation durch agrarwirtschaftlichen und agrartechnischen Fortschritt
• Ab etwa 1830 Auslagerung des Stallteils aus den Häusern und Umnutzung dieses Gebäudeteils als Wohnraum / Altenteil
• Noch um 1840 wurde die Ziegelbrennerei zu den landwirtschaftlichen Gewerben gezählt
• Um 1820-1850 unzählige präzisierende und ergänzende Vorschriften zur Anwendung des Allgemeinen Landrechts
• Um 1830 beginnende Denkmalschutzaktivitäten und architekturtheoretische Diskussionen (Baustil, Historismus, Eklektizismus)
• Heinrich Hübsch (1795-1863): "In welchem Style sollen wir bauen?" (erschienen 1828)
• 1850 Preußisches Polizeiverwaltungsgesetz (Gefahrenabwehr, Brandschutz)
• 1850 Amtliche Zulassung von "Steinpappe" (besandete Teerpappe) für Dachdeckungen nach Brandschutzprüfung
• Biedermeier, Spätklassizismus, beginnende Gründerjahre mit Historismus
Endphase des traditionellen märkisch-brandenburgischen Fachwerkbaus, Übergang zum Massivbau
Konjunkturphase ca. 1850 - 1910
• Extremer wirtschaftlicher und technischer Aufschwung mit Konjunkturschwankungen
• Spätklassizismus, Gründerzeit, Historismus, Prunken und Protzen, Jugendstil, Heimatstil
• Harmonisierung und Fixierung der Rechtsgrundlagen, weitere Ausgestaltung des Baupolizeirechts
• Entstehung von Baugewerkschulen ab 1831 (Holzminden) zur Qualifizierung von Handwerksmeistern (Zimmerer, Maurer) zu
• Baumeistern mit Bauvorlageberechtigung, 1877 studierten allein in Holzminden 670 Schüler aus Preußen (nach H.-J. Rach,
• siehe unten); in der Fläche spürbare Auswirkungen in Brandenburg erst ab etwa 1870
• Zunehmende Verbreitung von Baufachliteratur / Musterbüchern, beginnende stilistische Nivellierung in den deutschen Staaten
• Ab etwa 1860 Import von Dachschiefer aus England (Wales) für Rechteck-Doppeldeckung ("Englische Deckung")
• 1864 erste Baugewerkschule in Preußen, privat gegründet durch den Architekten Karl Möllinger in Höxter (ab 1895 Königlich
• Preußische Baugewerkschule); 1914 gab es im Königreich Preußen 24 staatliche Baugewerkschulen mit einheitlichen Lehrplänen
• 1869 Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund (ab 1871 Reichsgesetz) zur weiteren Ausgestaltung der Gewerbefreiheit
• Zunahme von Massivbauten; Ablösung der Zimmerleute als bauleitende Unternehmer durch Maurermeister / Baumeister
• 1875 Preußisches Fluchtliniengesetz für Städte und ländliche Ortschaften (Straßen- und Baufluchtengesetz)
• 1878 Baugewerkschule des Berliner Handwerker-Vereins, 1880 Handwerkerschule Berlin
• Ab etwa 1890 Einbau von "Preußischen Kappendecken" über Kellern sowie über / unter Küchen, Ställen, Futterküchen, ...
• 1900 (1896) Bürgerliches Gesetzbuch, unter anderem zu Eigentumsrecht, Erbrecht, Grundstücksrecht, Nachbarrecht, ...
Quer erschlossene und teils prunkvolle Wohngebäude und Wirtschaftsgebäude als Massivbauten
Spätphase des Deutschen Kaiserreiches ca. 1900 - 1918
• Eindringen von kleinstädtischen Bau- und Stilformen in die ländlichen Räume
• Reformbewegung, Jugendstil, Heimatstil, Landhaus, Beamtenwohnhaus, Arbeiterhaus, ...
• 1902 Preußisches Verunstaltungsgesetz (Schutz der Landschaft vor Verunstaltungen)
• 1904 Deutscher Bund für Heimatschutz (Schutz von Baukultur und Landschaft)
• 1907 Preußisches Verunstaltungsgesetz (Schutz und Entwicklung der Baukultur)
• Um 1910 endgültiger Abschluss der Stuckarchitektur auch im ländlichen Raum
• Ab 1912 Krise auf dem Berliner Baumarkt, totaler Einbruch der brandenburgischen Ziegel- und Kachelproduktion
• Erster Weltkrieg 1914-1918, Baustoffmangel, weitgehender Baustillstand
Massive Wohngebäude in zunehmend sachlicher Gestaltung
Zwischenkriegszeit und Nationalsozialismus 1918 - 1945
• 1918 Preußisches Wohnungsgesetz (äußere Gestaltung von Wohngebäuden, kaum Anwendung in den Dörfern)
• Weltwirtschaftskrise; Siedlerhaus, Kleinsiedlungsbau; Reichsheimstättengesetz 1920
• 1931 Verordnung des Reichswirtschaftsministers über die Berechtigung zur Führung der Berufsbezeichnung "Baumeister"
• Ideologische Vereinnahmung des Heimatstils; Reichserbhofgesetz 1933
• Erste Versuche mit kostengünstigen typisierten Neubauernhäusern ab 1933
• 1936 Verordnung über Baugestaltung für das Deutsche Reich
• Zweiter Weltkrieg 1939-1945, totaler privater Baustillstand ab etwa 1940
Handwerklich solide, formal schlicht gehaltene massive Neubauten
Nachkriegszeit und frühe DDR 1945 - ca. 1955
• Bodenreform, Neubauernhaus, "Umsiedlerhaus" (verharmlosende Umschreibung für Vertriebene)
• Zerstörung von Gutshäusern zur Baustoffgewinnung für das Bodenreformprogramm
• Errichtung von kleinen typisierten Neubauernhäusern in einfachster Ausführung
Wohngebäude oder Wohn-Stall-Gebäude als äußerst bescheidene Fachwerk- oder Massivbauten
Zeitraum ca. 1750 - 1840
Brandenburger Kulturraum als Teil von Norddeutschland
und Mitteldeutschland
Das heutige mittlere und nördliche Brandenburg gehört überwiegend zur historischen niederdeutsche
Sprachregion, in den alten kurmärkisch-brandenburgischen Grenzen bis 1815 wurde "Märkisch Platt"
gesprochen, auch der zu dieser Zeit noch sächsische Fläming gehört sprachlich und baukulturell zur
niederdeutschen Region. Mitteldeutsche / sächsische Gebietsgewinne kamen 1815 (Wiener Kongress)
hinzu mit eigener Sprachkultur / Brauchtum und deutlich anderen städtebaulichen bzw. dorfbaulichen
Erscheinungsformen, siehe die drei Fotos oben: Zuerst die beiden märkisch-brandenburgischen Dörfer
Breetz (Westprignitz) und Stüdenitz (Ostprignitz), danach das ehemals sächsische Dorf Langengrassau
(Niederlausitz). Zur Gesamtübersicht über die Entwicklung der Dorf- und Hausformen in Brandenburg siehe
direkt hier: ►
(Dorfentwicklung in Brandenburg, Teil 1)
Fachwerkbau in den Traditionen des späten 18. Jahrhunderts
als Giebelflur- und Querflurhäuser
Gebaut wurden schlichte Fachwerkkonstruktionen auf niedrigem Feldsteinsockel, anfangs ohne
Unterkellerung, später mit Teilunterkellerung entweder als kleine niedrige und nur halb eingetiefte
Kellerräume / Kriechkeller, zugängig über den "Kellerhals", über denen sich eine
Hochkammer / Aufkammer befand, oder als Kellergruben, zugängig über eine Fußbodenluke mit Stiege.
Die wichtigsten Baustoffe waren Holz, Lehm, Stroh, Reet und Feldstein (soweit verfügbar). Das
Fachwerk bestand konstruktiv aus Schwelle, Ständer, Rähm, ein- oder zweifach verriegelt,
zur Aussteifung wurden meist (aber nicht immer) nur einseitig lange Eckstreben eingesetzt,
seltener zweiseitig. Die Gefache waren mit Lehmstaken ausgefacht, erst um 1800 tauchen auch
Lehmstein- oder Ziegelausfachungen auf. Dachwerke wurden zumeist als Sparrendach-Konstruktionen
mit Kehlbalken und doppelt stehendem Stuhl errichtet, eingeschossige Bauten teilweise mit
Senkbalkendecke, wodurch unter der Traufe eine Drempelwand entsteht zur Verbesserung der Nutzung
des Dachraums. Für Dachdeckungen wurde ursprünglich immer Stroh oder Reet verwendet, erst
später bei Umdeckungen auch Dachziegel, Hohlpfannen in norddeutscher Tradition, Biberschwänze
in mitteldeutscher Tradition, als Biberschwanz-Einfachdeckung mit Spließen bei ärmeren Häusern,
immer mit echter Traufe ohne Dachrinne. Die Giebeldreiecke waren häufig verbrettert, der
Dachraum wurde ursprünglich immer als Speicher genutzt, unter anderem als Schüttboden für
Korn über der beheizten Stube.
Gestalterisch zeigen die Gebäude eine schlichte Gesamtwirkung, Kontrast besteht zwischen den
geölten oder gepechten (Pechöl bzw. Teeröl) Konstruktionshölzern und den getünchten / gekalkten
Ausfachungen, in klassizistischer Zeit wurde teilweise zur Homogenisierung der Fassaden über
die Hölzer hinweg getüncht. Türen, Fenster und Klappläden wurden durch Farbe bzw. gefärbte
Ölmischungen betont, Hauseingangstüren besonders im Oderbruch teilweise in aufwendiger
Gestaltung mit geschnitzten und gesägten Verzierungen ausgeführt.
Brandenburgisches Giebelflurhaus ("Märkisches Mittelflurhaus")
Das Brandenburgische Giebelflurhaus ist ein giebelständiger niederdeutscher Haustyp, ursprünglich ein
Wohn-Stall-Speicher-Haus mit "Schwarzer Küche" unter einem Rauchschlot aus Fachwerk mit
Lehmverstrich, Stallteil hinten, der Dachraum als Speicher genutzt. Die brandenburgische "Normalform"
ist nach heutigem Kenntnisstand vermutlich abgeleitet aus dem niederdeutschen Hallenhaus durch Reduzierung der
Mittellängsdiele im Hallenhaus auf die Dimension eines Flurs im Giebelflurhaus, aus dem Dielentor wurde eine Haustür.
Als ländliche ein- oder zweistöckige Sonderform entstand das "Giebellaubenhaus" besonders in
der Oderregion durch Einrücken des Unterstocks (bzw. des Erdgeschosses) um zwei oder drei
Gefachtiefen und Abstützen des Oberstocks bzw. des Dachraums durch eine Ständerreihe
(Laubenständer) mit Kopfstreben und Spannriegeln (weitere Hinweise dazu siehe hier:
►). Eine weitere Sonderform ist das
"Nuthe-Nieplitz-Haus" mit einseitigem Giebelspeicher-Vorbau, dieser wohl ursprünglich
immer genutzt als Speicher, später meist Umnutzung zu Wohnraum, z.B. als Altenteil. Zweistöckige
kleinstädtische Varianten entstanden als reine Wohngebäude aus der "Normalform" durch
Übernahme und Weiterentwicklung der ländlichen Grundform oder als eigenständige Parallelentwicklung in
den Städten.
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Brandenburgisches Querflurhaus, Entwicklung
aus dem "Mitteldeutschen Ernhaus"
Ländliche Formen des Querflurhauses existieren noch heute in verschiedenen Varianten und
Entwicklungsstufen, fast immer traufständig. Hervorgegangen ist dieser Haustyp wohl aus
dem sogenannten "Ernhaus", ein Wohn-Stall-Haus / Wohnstallhaus mit breitem
Mittel-Querflur als Herdraum (Ern / Eren, im ursprüngliche Sinne ein bis in den Dachraum
offener Querdielen- oder Querflur-Herdraum mit offener Feuerstelle, also ein Rauchhaus),
anliegend auf einer Seite Wohnräume, auf der anderen Seite Ställe, der Dachraum als Speicher
mit Zugang über Leiter oder Stiege. Mindestens in der Niederlausitz gab es auch das
Wohn-Speicher-Haus / Wohnspeicherhaus mit als Speicher genutzten Kammern statt Ställen
(nach Lotar Balke, siehe unten). Später entstand daraus das "Doppelstubenhaus"
durch Auslagerung des Stallteils bzw. Speicherteils, der Flurbereich wurde geteilt, zwischen
Vorder- und Hinterflur gab es anfangs noch die "Schwarze Küche" unter einem
Rauchschlot, später nur noch einen nach oben geschlossenen Durchgangsflur mit Treppenraum,
beidseitig anschließend Wohnräume incl. Küche, der Dachraum wurde weiterhin als Speicher
genutzt. Erst seit 1822 war durch "Allerhöchste Kabinetsorder" der Einbau von
nichtbegehbaren Schornsteinen im heutigen Sinne erlaubt und somit der Umbau der Rauchschlote
sowie der direkte Anschluss von Öfen möglich. Die Schornsteine mit einem Innendurchmesser
von 6-8 Zoll wurden als "Russische Röhren" oder "Russisches Rohr" bezeichnet.
Gemäß Ergänzung 1832 sollte die Beseitigung der Fachwerkschlote "allmählig bei Neubauten
oder eintretenden Reparaturen bewirkt werden". Der obere Teil der Rauchschlote im Dachraum
wurde gelegentlich erhalten und als Räucherkammer genutzt. Erläuterungen zum Keller siehe oben.
Gestützt wurde die vorrangige Entwicklung dieses Haustyps ganz besonders in der Regierungszeit
Friedrichs II. (1740-1786) durch die als Typenentwürfe von den Baubehörden entwickelten
Fachwerkhäuser für Kolonisten. Deren Ansiedlung wurde finanziell und materiell gefördert
unter anderem durch Bereitstellung von Bauholz. Der Holzbedarf wurde anhand der Entwürfe
für bestimmte Haustypen ermittelt, die den jeweiligen Berufsgruppen zugedacht und von diesen
zu errichten waren. Die in den Altdörfern ansässigen Bauern wurden dringend angehalten, bei
Neubauten ebenfalls nur noch Querflurhäuser zu bauen, weil bei diesen der Holzbedarf geringer
war als bei den alten Giebelflurhäusern. Der entscheidende Vorteil der quer geteilten
Kolonistenhäuser besteht in der giebelseitig geringeren Hausbreite und damit im geringeren
Bedarf an konstruktiv hochwertigen Bauhölzern (Deckenbalken, Dachsparren). Bei Giebelflurhäusern
mit Mittellängsflur zwischen den beidseits des Flurs gelegenen Stuben wird
meist eine größere
Gebäudebreite benötigt als bei quer geteilten Gebäuden mit Stuben in gleicher Größe.
Grundrissökonomie ist Baustoffökonomie.
Zunehmender Wohlstand und Raumbedarf ließen das "Erweiterte Doppelstubenhaus"
entstehen in verschiedenen Varianten mit einseitig oder beidseitig vergrößertem Wohnteil,
Erweiterung meist um jeweils ein giebelseitig angebautes Kammerfach, die Giebelseiten des
Dachraums wurden jetzt mit Fenstern ausgestattet zur Nutzung als Schlafkammern oder
Gesindekammern, der mittlere Dachbereich diente vorerst weiterhin als Speicher. Daraus
entwickelten sich zweigeschossige und zweistöckige Varianten als "aufgestockte
Doppelstubenhäuser" mit oder ohne seitliche Erweiterungen sowie zweistöckige
Varianten mit seitlich angebautem Torhaus unter einem Dach, eine mitteldeutsch geprägte
Bauernhausform mit integriertem Torhaus. Sehr kleine eingeschossige Hausvarianten
("halbe Häuser") wurden weiterhin gebaut, z.B. für Häusler / Büdner oder
als separates Altenteil.
Zweigeschossige und zweistöckige dörfliche und kleinstädtische Varianten als
reine Wohngebäude entstanden durch Übernahme und Weiterentwicklung
der ländlichen Grundformen und/oder als Parallelentwicklung im städtischen
Raum. Ob das Bauernhaus als Doppelstubenhaus und damit reines
Wohngebäude bei den Stadtgründungen bzw. Stadterweiterungen als Vorbild
zumindest für kleinere Wohnhäuser gedient hat oder ob die aus dem
(herrschaftlichen) Symmetriebedürfnis entstandenen Fassadengliederungen
der kleinen Stadthäuser in den Dörfern nachgeahmt wurden, ist wohl nicht
mehr mit Sicherheit zu belegen; die jeweilige regionale Gesamtentwicklung war
vielschichtig und wechselseitig. Der Hausforscher Werner Radig meinte
jedenfalls, die Bauernhäuser sind als Ackerbürgerhäuser in die Städte
eingewandert (Angabe nach Christof Baier, siehe unten).
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Zeitraum ca. 1830 - 1860
Übergang vom Fachwerkbau zum Massivbau
Unter Beibehaltung der gewohnten Gebäudestrukturen hinsichtlich Grundriss und Aufriss
wurde fast ausschließlich der quer erschlossene Haustyp als reines Wohngebäude entwickelt,
jetzt häufig mit integriertem Altenteil, zuerst weiterhin als Fachwerkbau, dann zunehmend
als Massivbau, dabei zuerst als verputzte Mauerwerksbauten, mit Steigerung der
Ziegelproduktion zunehmend als Sichtziegelbauten mit dezenten Ziermauerungen aus
Normalziegeln ohne Verwendung von Sonderformaten. Nur in ganz seltenen Fällen wurden
Giebelflurhäuser als Massivbauten neu errichtet, meist wurde den alten giebelständigen
Fachwerkbauten nur eine neue massive Fassade vorgebaut und somit ein Massivbau
vorgetäuscht. Bei Erweiterung der zweistöckigen Hausvarianten mit seitlich integriertem
Torhaus konnte ein an das Torhaus angebauter zweiter und komfortabler Wohnteil als
Altenteil entstehen, alles unter einem Dach. Diese Häuser wurden regional auch
als "Langhaus" bezeichnet.
In diesen Zeitraum fällt die endgültige baulich-funktionelle Trennung zwischen Wohnhaus,
Stall-Speicher und Scheune; häufig wurden dabei zuerst die Scheunen und Stallspeicher
als wirtschaftliche Existenzgrundlage massiv als Sichtziegelbauten erneuert, erst danach
die Wohngebäude. Durch Gebäudezuwachs entstanden Dreiseithöfe und Vierseithöfe als
offene oder geschlossene Höfe in dichter Reihung auf den alten Hofstellen, die Wirtschafts-
und Nebengebäude häufig in nachbarlicher Grenzbebauung. Geschlossen bebaute Höfe nannte
man z.B. in der Niederlausitz auch Dreikanter bzw. Vierkanter. Zur Finanzierung der Ablösung
von Dienst- und Leistungspflichten sowie zur Auslösung von nachgeborenen Söhnen war
eine Zunahme von Grundstücksteilungen zu verzeichnen, dadurch entstanden Kleinbauern- und
Kossätenhöfe zwischen den Althöfen und an den Dorfrändern.
Wirkungsbeginn der preußischen Reformen, beginnender wirtschaftlicher Aufschwung
• Chausseebau, Eisenbahnbau, Kanalbau, Ausbau der Binnenschifffahrt und des Transportwesens insgesamt, ...
• Ausbau und Verbesserung der Infrastruktur förderten die Verbreitung und verbesserte Auslieferung von Baustoffen, ...
• Beginnende überregionale und ausländische Importe von aus der eigenen Region nicht lieferbaren Baustoffen, ...
• Entwicklung eines leistungsfähigen ländlichen Bauwesens durch allgemeine Gewerbefreiheit und Ausbildung der Handwerker ...
• Zunahme von Bauvolumen, Komfort, Hygiene, Sicherheit; agrarwirtschaftliche Ertrags- und Gewinnsteigerungen, ...
• Brandschutz durch harte Dachdeckungen, Ziegelausfachungen, massive Mantelschornsteine, Einbau von Röhrenschornsteinen
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Neue Baustoffe, Bauelemente, Bautechniken ca. 1820 - 1900
Einführung und Verbreitung neuer / verbesserter
Baustoffe und Bautechniken in den Dörfern
Neue Baustoffe und bautechnische Entwicklungen fanden immer zeitversetzt Eingang in das
traditionell geprägte dörfliche Leben, man war konservativ, sowohl die Bauern als auch
die dörflichen Handwerker waren nur sehr schwer von Neuentwicklungen zu überzeugen. Erst wenn
sich Neuerungen in den Städten etabliert sowie als technisch besser und kostengünstig ausführbar
gezeigt hatten, wurden sie auch im ländlichen Raum akzeptiert und übernommen. Alle folgenden
Bilder zeigen Details aus Brandenburg:
• Schablonenschiefer für Dach und Fassade, englische Rechteck-Schieferplatten für Doppeldeckung ("Englische Deckung")
• Technisch verbesserte und maschinell hergestellte Dachziegel (Pressfalzziegel, Strangfalzziegel), auch engobiert und glasiert
• Zement und Beton z.B. für "Zementdachplatten", Zementguss für Fassadenelemente; Asbestzement als "Kunstschiefer"
• Maschinell hergestellte Mauerziegel, Formziegel, Verblendziegel; feuerfeste Schamotteziegel für Kachelöfen
• Terrakotta und Glasurkeramik für Fassadengestaltung; glasierte Simsplatten, Bodenfliesen, Wandfliesen, Ofenkacheln
• Vorproduzierte Fassadenstuckelemente (Montageelemente) als Katalogware aus Stuckgips oder Zementguss
• Vorgefertigte geschnitzte oder gedrechselte Holzelemente als Katalogware, z.B. als Zierstücke für Hauseingangstüren
• Eisenträger aus Walzeisen für Preußische Kappendecken, Unterzüge, Laufschienen für Scheunen-Rolltore, Eisenbahnschienen
• Technisch verbessertes Schmiedeeisen und Gusseisen z.B. für Einfriedungen, Geländer, Türbeschläge / Türdrücker, Werkzeuge,
• verzinkte Stallfenster, gusseiserne Stallsäulen (Stallstützen), Giebelanker, Herdplatten, Ofentüren und Ofenklappen
• Zinkguss für Zierelemente im Tür- und Fensterbau; Zinkblech für Bauklempnerei (Dachdeckungen, Dachrinnen, Fallrohre)
• Technisch verbesserter industrieller Messingguss für Türdrückergarnituren (Türschilder, "Türklinken") und Fensteroliven
• Industrielle Glasproduktion, billigere und größere Fensterscheiben, dadurch Entfall der nötigen Sprossenteilung etwa ab 1890
• Besandete Teerpappe ("Steinpappe") aus Steinkohlenteer für Flächenabdichtungen sowie Dachdeckungen für Nebengebäude
• Künstlicher Kalksandstein als Baustoff und industriell produzierter Mauerstein
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Ziegelmauerwerk und Ziegelproduktion ca.
1800 - 1910
Ziegelsichtige Bauten ("Ziegelrohbauten") als Mode (Schinkel) und norddeutsche Tradition
1793 - Königliches Regulativ für Mauerziegel unter Friedrich Wilhelm II. für die Mark Brandenburg, 1798 Ergänzungen
1817 - Königliche Ziegelei in Joachimsthal (fachliche Kontrolle durch Karl Friedrich Schinkel)
1830 - es entstanden zunehmend keramische Betriebe für Mauerziegel, Dachziegel, Ofenkacheln
1850 - liefert des Revier Glindow allein für Berlin ca. 52.500 Tonnen Ziegel
1856 - Strangpresse mit Schraubenschnecke von Carl Schlickeysen
1858 - Ringofen von Friedrich Hoffmann ("Hoffmannscher Ringofen")
1870 - gab es ca. 1.300 Ziegeleien (incl. ländlicher Nebenerwerb) in Brandenburg
1871 - wurden in Brandenburg ca. 550 Millionen Ziegel für Berlin gefertigt und meist im Holzkahn (Kaffenkahn) ausgeliefert
1872 - Inkrafttreten der Reichsnorm über das Ziegelformat für Mauerziegel (Reichsformat 250 x 120 x 65 mm)
1905 - wurden in ganz Brandenburg ca. 1.775 Millionen Ziegel für Berlin gefertigt, davon 440 Millionen in der Region Zehdenick
1905 - gab es 227 große industrielle Ziegeleien in der Umgebung von Berlin
1905 - war das Revier Zehdenick das größte Ziegeleigebiet Europas mit 63 Ringöfen auf 56 Ziegeleien
1908 - hatte Velten 37 Kachelofenfabriken, die auch Baukeramik fertigten (Terrakotta)
1911 - gab es in der Region Zehdenick 63 Ringöfen auf 34 Ziegeleien, ca. 6.000 Arbeiter produzierten ca. 700 Millionen Ziegel
Brandenburgische regionale Ziegelbezeichnungen
• Rote Rathenower (rote Ziegel, eisenhaltig), hergestellt in der
größten Ziegelei-Region zwischen Rathenow - Parey - Havelberg
• Gelbe Birkenwerdersche (grünlich-gelbe Ziegel), hergestellt in der
Ziegelei-Region um Birkenwerder - Velten
• Gelbe Glindower (gelbe Ziegel), hergestellt in der Ziegelei-Region um
Glindow - Werder (Havel)
Die Ziegelbezeichnungen "Gelbe Birkenwerdersche" und
"Rote Rathenower" haben weithin Bekanntheit erlangt durch
den Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898). Er erwähnt sie in seinen 1880 erschienenen
"Wanderungen durch die Mark Brandenburg", Teil 3 Havelland, im Kapitel
"Glindow" wie folgt: "... Die berühmtesten Steine, die hier zu Lande gebrannt
werden, sind die »roten Rathenower« und die »gelben Birkenwerderschen«.
Aber was ihnen ihre Vorzüglichkeit leiht, ist nicht das Material, sondern die Sorglichkeit,
die Kunst, mit der sie hergestellt werden. Jedem einzelnen Stein wird eine gewisse Liebe
zugewandt. Das macht's. Der Birkenwerdersche Ton beispielsweise ist unscheinbar, aber
geschlemmt, gesäubert, gemahlen wird er zu einem allerdings feinen Materiale entwickelt,
und die Art des Streichens und Brennens macht ihn schließlich zu etwas in seiner Art
Vollendetem. Man geht dabei so weit, daß die Messer beim Formen des Steines jedesmal
geölt werden, um dem Ziegel dadurch die Glätte, Ebenheit und Schärfe zu geben, die
ihn auszeichnet." Weitere Hinweise zum Thema Ziegel in Brandenburg siehe hier:
►.
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Zeitraum ca. 1850/1860 - 1910
Massivbau aus Ziegelsichtmauerwerk ohne Verwendung
von Sonderformaten
Mit der qualitativen und mengenmäßigen Steigerung der Ziegelproduktion entstanden
vorerst im regulären Mauerverband (meist Kreuzverband) erstellte Massivbauten aus
Ziegelsichtmauerwerk, in der Entstehungszeit bezeichnet als "Ziegelrohbau"
oder "Backsteinrohbau"; Wegbereiter waren besonders Karl Friedrich Schinkel
(1781-1841) und seine Nachfolger ("Schinkelschule"). Gebaut wurde ein homogener
Ziegelbau / Backsteinbau aus Normalziegeln ohne Verwendung von Sonderformaten, im
ländlichen Raum häufig erstellt aus einheitlicher Ziegelqualität für die gesamte Mauer,
also ohne qualitative Trennung zwischen Hintermauerung und Vormauerziegeln. Alle Zier-
und Schmuckformen zur Gestaltung des Sichtmauerwerks wurden aus Normalziegeln hergestellt
/ gemauert, teilweise in verschiedenen Ziegelfarben, jedoch ohne Einsatz von teuren Sonderformaten,
Formziegeln oder Glasurziegeln. Selten wurde eine Kopfseite der Rohziegel vor dem Brennen
mit Ascheschlämme, Öl-Ruß-Mischung, Teer / Pech oder ähnlichen Substanzen bestrichen, so
dass diese Seite mit der eingebrannten Schwarzfärbung dann zur Ornamentierung des
Mauerwerks verwendet werden konnte (siehe nächste Bildgruppe, letztes Bild). Für die
Gestaltung von einzelnen besonderen Zierformen (Friese, Gesimse, Fensterbrüstungen,
Rosetten) wurden häufig normale Biberschwanz-Dachziegel im Mauerwerk eingesetzt,
dabei sichtbar immer die obere gerade Stirnseite mit Nase.
Diese dezente und sparsame, aber dennoch mit handwerklichem Aufwand
betriebene Art der Ziegelfassaden zieht sich durch die gesamte
Ziegelära, man findet sie auch in Mecklenburg und Niedersachsen. Die
innere Raumaufteilung / Raumstruktur der Gebäude wurde aus dem
Fachwerkbau übernommen und lediglich weiterentwickelt bzw. den modernen
Bedürfnissen angepasst. Wohnhäuser waren jetzt fast immer unterkellert
(teilweise nur von außen zugängig über den sogenannten "Kellerhals"),
das Sockelmauerwerk meist als Ziegel-Naturstein-Kombination ausgeführt.
Dachgeschosse erscheinen zunehmend mit Drempel und flacher geneigten
Dachflächen, diese häufig gedeckt mit Schieferdeckung als
Rechteck-Doppeldeckung, nach der Herkunft des Schiefers benannt als
"Englische Deckung" (siehe folgender Absatz). Leider sind diese
Dachdeckungen nur noch selten erhalten, bei Renovierungen werden aus
Kostengründen im Austausch fast immer dunkle Ziegel- oder
Betonstein-Dachdeckungen aufgebracht; zumindest bei denkmalgeschützten
Gebäuden sollte dies nicht zulässig sein. Gegen Ende des Jahrhunderts
entstanden häufig übergiebelte Risalite oder Zwerchgiebel; Hintergrund
waren nicht nur gestalterische Überlegungen und Architekturmoden sondern
vor allem der Bedarf an Normalfenstern im mittleren Dachbereich zum Einbau
von Stuben und Kammern. In Brandenburg gibt es eine regionale Häufung dieser
Ziegelsichtmauerwerke in der Prignitz, sie finden sich aber auch in der
Niederlausitz und in anderen Regionen, besonders bei Wirtschaftsgebäuden
(Scheunen, Stallspeicher) im gesamten Brandenburg.
Schieferdachdeckung als Englische Deckung
Als "Englische Schieferdeckung" oder einfach "Englische Deckung" wurden
leichte großformatige Rechteck-Doppeldeckungen bezeichnet mit nur 4-5 mm dicken Schieferplatten
in den Abmessungen zwischen ca. 15 x 30 cm bis ca. 40 x 60 cm, sie wurden hochformatig
überwiegend auf Latten (nicht auf Schalung) genagelt und ab etwa 15° Dachneigung verlegt.
Der englische Schiefer wurde in riesigen Mengen ab etwa 1850 zollfrei und preiswert als
Kielballast der Segelschiffe über die deutschen Häfen importiert und von dort über die
Flüsse und die neuen Eisenbahnlinien verteilt, er stammt fast ausschließlich aus Wales
(Walisischer Schiefer). Die Bezeichnung "Englische Deckung" ist daher nicht
ganz korrekt, eigentlich müsste es "Walisische Deckung" heißen (Wales ist aber
seit 1536 Teil von England). Nur dieser Schiefer war großformatig so perfekt spaltbar
und vor allem so billig. Es gab auch deutschen Schiefer in Rechteckformaten, aber
kleinteiliger, dicker und damit schwerer in der Flächenlast und vor allem teurer. Die
deutschen Hersteller versuchten sich im 19.Jahrhundert vergeblich über Einfuhrzölle
gegen die walisische Konkurrenz zu wehren (sehr interessante Darstellungen
dazu finden sich bei Theodor Plümpe, siehe unten).
Nach Brandenburg kamen die Lieferungen ab etwa 1860 über die Elbe (Binnenhafen Wittenberge)
und die Oder, unter anderem deshalb findet man noch heute eine Häufung dieser Schieferdächer
in der Prignitz. Angeliefert wurden verlegefertig zugerichtete Rechteckplatten, auf der
Baustelle war keine weitere Nachbearbeitung erforderlich, auch dies trug zur enormen Verbreitung
bei. Schieferdeckungen waren sturmsicher sowie regen- und schneedicht auch bei Winterstürmen,
sehr vorteilhaft bei ausgebauten Dachgeschossen unter zunehmend flacheren Dachneigungen. Wer
jemals eine solche etwa 120 Jahre alte englische Schieferplatte in den Händen hielt wird kaum
glauben, dass es sich dabei um Naturstein handelt, gespalten in Handarbeit (!). Leider werden
die Schieferplatten heute bei Umdeckungen meist achtlos entsorgt. Die drei Scheunendächer in
der folgenden fünften Bildreihe zeigen die um 1900 typischen Dachdeckungen: Links dunkelrot
glasierte Doppelmuldenfalzziegel, Mitte Zementdachplatten, rechts Englische Schieferdeckung.
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Massivbau aus Ziegelsichtmauerwerk mit sparsamer
Verwendung von Sonderformaten
In der weiteren Entwicklung wurde zunehmend ein sparsamer Einsatz von Sonderformaten
als Schmuckziegel praktiziert, zumeist halbe Ziegel (Quadratziegel / Würfelziegel)
oder Terrakottaplatten / Terrakottaziegel zur Herstellung von Friesen (Sohlbankfriese,
Gesimsfriese) sowie Tür- und Fensterverdachungen, meist in Kombination mit eingemauerten
Biberschwanz-Dachziegeln. Der Massivbau aus Ziegelsichtmauerwerk insgesamt wurde unverändert
als homogener Ziegelbau / Backsteinbau aus Normalziegeln ausgeführt. Auch hier gibt es im
Land Brandenburg eine regionale Häufung dieser Sichtmauerwerke in der Prignitz.
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Maurermeisterarchitektur und Schinkelschule
Entwurfsverfasser in gestalterischer und konstruktiver Hinsicht sowie bauausführende Unternehmer
für diese Mauerwerksbauten im ländlichen Raum waren in einer Person die örtlich oder regional
tätigen Maurermeister, die sich über die Baugewerkschulen immer häufiger zum Baumeister
qualifiziert hatten, über entsprechende Fachliteratur verfügten und Bauzeichnungen anfertigen
konnten. Sie waren mit dem aktuellen Stand der Technik (weitgehend) vertraut und galten als
bauvorlageberechtigt nach heutigem Sprachgebrauch. Ihre Tätigkeit reichte bis in die 1930er
Jahre und umfasste alle privaten dörflichen Bauaufgaben (Wohngebäude, Ställe, Speicher, Scheunen,
Werkstätten, ...). Die vielfach ortsbildprägenden Ergebnisse in den Dörfern werden heute mit
Respekt und Anerkennung als brandenburgische / märkische Maurermeisterarchitektur bezeichnet,
im Gegensatz zur akademischen Architekten- und Ingenieurbaukunst für Kirchen, Pfarrhäuser, Schulen,
Brücken usw., die als staatliche Bauaufgaben von den an der Bauakademie ausgebildeten Baubeamten
zu verantworten waren. Auch die ländlichen Herrenhäuser sowie Güter und Vorwerke wurden fast immer
von freien Architekten oder Baubeamten (als private Auftragnehmer) geplant.
Die preußischen Baubeamten standen als Vertreter der Prüf- und Genehmigungsbehörden sowie als
Baupolizei den Zimmer- und Maurermeistern gegenüber. Gleichzeitig lieferten sie aber z.B. als
Vertreter der "Schinkelschule" die Architektur im ländlichen Raum, die den nur regional
tätigen Handwerkern als Vorbild diente für die eigene Arbeit. Die Handwerker wurden als Auftragnehmer
von den Architekten beschäftigt und lernten dabei moderne Bautechniken, Materialien und Gestaltungen
kennen. Beides zusammen, Baugewerkschulen und akademische Architektur, entfalteten ihre Wirkung.
Berühmte und in Brandenburg tätige Vertreter der Schinkelschule, die auch den Sichtziegelbau
praktizierten, waren Friedrich August Stüler (1800-1865), Ludwig Persius (1803-1845), Martin Gropius
(1824-1880), Carl von Diebitsch (1819-1869), Eduard Knoblauch (1801-1865), Johann Heinrich Strack
(1805-1880), Ferdinand von Arnim (1814-1866) und Carl Ferdinand Busse (1802-1868).
Der Begriff Maurermeister-Architektur wurde durch den Architekten Karl Möllinger
(1822-1895) eingeführt in seinem Buch von 1868 "Die Baugewerkschule in ihrer Tendenz und
Organisation ..." (siehe unten). Möllinger war in privater Initiative 1864 Gründer der
ersten preußischen Baugewerkschule in Höxter (1869 Übernahme durch die Stadt, 1895 verstaatlicht
als "Königlich Preußische Baugewerkschule"). In der Vorrede zu seiner Publikation
befasste er sich mit den ungeklärten berufsrechtlichen Abgrenzungen und daraus resultierenden
Spannungen zwischen Architekten und Baugewerksmeistern, ein Konkurrenzverhältnis bis hin zu
"Rivalität und Brotneid", zu dessen Klärung und Versachlichung er beitragen wollte.
Er nahm dabei Bezug auf mehrere Beiträge in der "Deutschen Bauzeitung" des Jahres 1868
(Nr. 4, 6 und 9), in denen dieses damals ganz offensichtlich brisante Thema diskutiert wurde. So
findet sich z.B. in Nr.9 auf Seite 77 der folgende Text: "... aber liegt die Gefahr nicht
nahe, dass die Baugewerkschulen in ihrer gegenwärtigen Organisation zumeist weder Künstler
erziehen, noch Handwerker, sondern Zwitter zwischen beiden, Dilettanten mit oberflächlichen
Kenntnissen, aber mit einer Selbstüberschätzung, die der Pflege von Kunst, Wissenschaft und
Technik wahrlich eben so schädlich ist, als die frühere Einseitigkeit in diesen Richtungen?"
Zumindest in größeren Städten und in akademischen Kreisen wurde der Begriff
Maurermeisterarchitektur schon bald abwertend verwendet und auf den
architektonischen Eklektizismus des späten 19.Jahrhunderts bezogen, so z.B. durch den
Ingenieur und seit 1880 Schriftsteller Heinrich Seidel (1842-1906), dessen 1894 veröffentlichte
Erzählung "Penelope" folgende Passage enthält: "Es sah ganz hübsch aus, zumal
wenn man diese Straße mit anderen Berliner Straßen verglich, die sich endlos, ohne jeden Baum
und jedes Grün, dahinziehen, und deren himmelhohe Häuserwände in öder Maurermeisterarchitektur
mit Gipsornamenten aus dem großen Vorratskasten und schwindsüchtigen Balkons bekleckst sind."
Bereits damals war jedoch allgemein bekannt, dass die Misere des Eklektizismus in der Architektur
des späten 19.Jahrhunderts auf die Hilflosigkeit der akademischen Architektur zurückzuführen ist
und nicht auf entwerfende Handwerker, die nur dem Zeitgeist folgten. Die kritisierte
Maurermeisterarchitektur ist Symptom, aber nicht Ursache dieser Entwicklung. Schon 1828 hatte
der badische Architekt und Baubeamte Heinrich Hübsch (1795-1863) in seinem berühmten Buch
"In welchem Style sollen wir bauen?" die intellektuelle Krise seiner Berufsgruppe
offen eingeräumt. Er entschied sich am Ende für eine Art "Rundbogenstil", der auch
den Segmentbogen nicht verschmäht (Brandenburg und die Schinkelschule lassen grüßen). Heute
wird "Maurermeisterarchitektur" als baugeschichtlicher Gattungsbegriff ganz
wertneutral auch von Architekturhistorikern und Denkmalpflegern verwendet. Die Wertschätzung
steigt mit den zunehmenden Gebäudeverlusten und dem Kontrast zur Gegenwart. In den Dörfern
sollte dabei auch auf Wirtschaftsgebäude und Nebenanlagen geachtet werden.
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Zeitraum ca. 1860 - 1910
Massivbau mit Ziegelvorsatzmauerwerk / Ziegelverblendmauerwerk
in besserer Materialqualität
Im Verband gemauerte Ziegelfassaden sind jetzt ausgeführt mit sichtseitig
besserer Materialqualität, der Qualitätswechsel ist giebelseitig an den Gebäudeecken
meist deutlich erkennbar, das Mauerwerk entweder im normalen Mauerverband meist als
Kreuzverband, zunehmend jedoch als einschaliges Verblendmauerwerk im Binderverband /
Kopfverband und dieses aus Kostengründen häufig mit ganzen, halben und Viertel-Verblendern
im Wechsel gemauert, alle Ziegel im normalen / regulären Maßsystem mit durchgehend gleicher
Lagerfugendicke (ab 1872 Reichsformat, weitere Informationen dazu siehe hier:
►).
Sowohl Hintermauerung als auch Vorsatzmauerwerk bleiben damit Bestandteile des konstruktiven
Mauerwerks. Anfangs waren diese Fassaden in ihrer Gesamtwirkung noch bescheiden und zurückhaltend,
mit zunehmendem Wohlstand wurde der gestalterische Aufwand gesteigert.
Prunkfassaden aus Ziegelverblendmauerwerk
Ab etwa 1880 wurden zunehmend vielfältige auf den Mauerwerksverband abgestimmte Sonderziegel in
unterschiedlichen Tonfarben verwendet, naturbelassen oder engobiert / glasiert, für Friese,
Gesimse, Sohlbänke, Fensterbekrönungen, Mauerabdeckungen, Tür- und Fensterverdachungen, usw.;
Kantenprofilziegel wurden gern für horizontale und vertikale Laibungskanten an Türen und Fenstern
eingesetzt. Zur Fassadengestaltung und ohne konstruktive Funktion dienten jetzt auch reine
Schmuckziegel oder Schmuckplatten / Reliefplatten (Terrakotta), Glasurziegel, halbplastische
oder vollplastische Baukeramik / Terrakotta in allen Varianten z.B. bei Bogenmauerungen über
Türen, Toren und Fenstern als Scheitelsteine / Schlusssteine. Auch in den Dörfern wurde erstmalig
(zögerlich) das zweischalige Verblendmauerwerk mit oder ohne stehende oder zirkulierende Luftschicht
eingeführt. Im Verband gemauerte Fassaden wurden teilweise auch mit Lochverblendern erstellt
(Langlochverblender, Langloch-Verblendziegel mit waagerechtem Röhrensystem parallel zur
Lagerfläche, im Gegensatz zu den späteren Hochlochziegeln).
Ab etwa 1890 tauchen gelegentlich auch im ländlichen Raum sonderformatige Verblendziegel für
schmalfugiges Verblendmauerwerk auf, sogenannte Normal-Profilziegel oder Normal-Formziegel,
kompatibel mit dem Reichsformat für die Hintermauerung. Allgemein ist jedoch zu beobachten,
dass die Ausführung dieser für repräsentative städtische Bauten erfundenen Variante die
handwerklichen Fähigkeiten der Maurer in den Dörfern überforderte, man blieb auch bei
Verblendfassaden meist bei der normalen Fugendicke mit normalformatigen Ziegeln.
Wohngebäude entstanden jetzt häufig voll unterkellert mit Kellerfenstern in den
Achsen der darüberliegenden Geschossfenster, Sockelmauerwerk als farblich abgesetztes
Ziegelmauerwerk oder als Naturstein-Ziegel-Sichtmauerwerk. Ab etwa 1890 verbreitete
sich auch für Bauernhäuser der Einbau von "Preußischen Kappendecken"
über Kellergeschossen sowie über / unter Küchen, Ställen, Futterküchen und
weiteren durch Feuchteanfall, Holzschädlinge oder Brandgefahr betroffenen Räumen.
Die Prunkfassaden wurden den Gebäuden fast immer wie eine Kulisse vorgesetzt /
vorgestellt, während die Giebelseiten nur als einfaches Ziegelmauerwerk dazu den
Kontrast bilden. Im Zeitraum etwa 1880-1900 wurden zunehmend Dachkonstruktionen
ausgeführt mit hohem Drempel mit Drempelfenstern und flacher geneigten Dachflächen,
diese häufig gedeckt mit Schieferdeckung als Rechteck-Doppeldeckung in
"Englischer Deckung" (siehe oben). Insgesamt selten tauchen in Brandenburg
Pfettendächer auf, am häufigsten noch in der Niederlausitz, teilweise in Verbindung
mit dem sogenannten "Schweizerhausstil" (siehe die letzten Bilder dieser
Bildgruppe). Eine auffällige Häufung von mehr oder weniger prunkvollen Ziegelverblendfassaden
gibt es im südwestlichen Brandenburg. Auch die schon aus der Fachwerkphase bekannten
"Langhäuser" mit integrierter Hausdurchfahrt bzw. Torhaus und Altenteil wurden
als Massivbauten weiterhin gebaut.
Klappläden als Fensterläden wurden nur noch sehr selten eingesetzt. Mit der Verbreitung von
Einbaurollläden gegen Ende des Jahrhunderts hatte sich der Bedarf erledigt, auch
wurden sie bei den aufwendigen Fassadengestaltungen als störend empfunden. Einbaurollläden
waren zwar konstruktiv aufwendiger und mussten schon mit dem Rohbau geplant werden, sie
waren aber wesentlich robuster, besser wettergeschützt und langlebiger. Ein typisches
Element der "Gründerjahre".
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Zeitraum ca. 1860/1870 - 1910
Massivbau mit Schaufassade als Ziegel-Putz-Stuck-Fassade
Ziegelfassaden, in der bautechnischen Ausführung wie oben beschrieben, treten gestalterisch
in den Hintergrund und bilden nur noch die Basisfläche (Nullfläche, Fondfläche) der Fassade;
spezielle Formziegel, Glasurziegel, Keramik / Terrakotta usw. werden nicht mehr eingesetzt.
Als plastische Gestaltungselemente auf den Fassaden erscheinen jetzt Stuckteile, fast ausschließlich
Montagestuck (Stuckgips, Zementguss) als Katalogware, nur gezogene Langprofile für Gesimse sowie
Tür- und Fensterrahmungen werden teilweise noch vor Ort angetragen. Die Gesamtwirkung
lebt unter anderem vom Farbkontrast zwischen der Ziegelfarbe und den zumeist geweißten
oder hell getünchten Stuckelementen. Eine besondere Gestaltungsgruppe bilden Fassaden
mit verputzter Basisfläche und Gestaltungselementen aus Ziegeln, gewissermaßen als
Umkehrung des oben genannten Prinzips. Flachrelief-Zierflächen wurden teilweise auch
als Schablonen-Pressstuck aus Zementmörtel vor Ort angetragen, sie erhielten danach
eine Farbfassung oder blieben naturbelassen lediglich mit einer ganz feinen Mörtelschlämme
zur Egalisierung. Die gestalterische Entwicklung der Fassaden vollzog sich von anfangs
dezent-zurückhaltend bis prunkig-protzig um 1900. Die Entwicklung der Wohnhaustypen aus
dem Doppelstubenhaus bleibt weiterhin erkennbar.
1854 wurde der künstliche Kalksandstein als Baustoff und Mauerstein erfunden,
1880 in verbesserter Härtungstechnik patentiert, 1894 Beginn der industriellen Produktion, seit
etwa 1900 zunehmend Einsatz auch in den brandenburgischen Dörfern, z.B. für Innenwände oder
Hintermauerungen unter Putz oder unverputzt bei Wirtschafts- und Nebengebäuden sowie gewerblichen
Bauten, dort auch als Ersatzausfachung bei älteren Fachwerkgebäuden. Kalksandsteine wurden wie
Ziegel im Reichsformat hergestellt.
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Eingangslauben als Vorlauben
Zur Architekturgeschichte der Bauernhäuser und ländlichen Wohngebäude in Brandenburg gehören
auch verschiedene spätere Anbauten und Ergänzungen, so z.B. die kleinen hölzernen Eingangslauben
/ Türlauben vor den Hauseingängen besonders (aber nicht nur) im südöstlichen Brandenburg
in den Regionen Beeskow-Storkow, Niederlausitz und Spreewald. Diese kleinen Vorlauben unter
eigenem Dach hatten mehrere Funktionen. Sie waren zuerst und vor allem Wetterschutz für die
Hauseingangstür, das teuerste äußere Bauelement am Haus, sowie gestalterische Aufwertung
der ansonsten eher schlichten Hausfassaden. Außerdem dienten sie bei Regen als Unterstand
für den Postboten und andere Personen, die man nicht ins Haus bitten wollte. Gelegentlich
waren sie auch ausgestattet mit schmalen Sitzbänken beidseits des Durchgangs und dienten
dann als Sitzplatz zum Plausch am Abend. Bei unterkellerten Gebäuden gab es ein etwas
größeres Treppenpodest als Unterbau, was eine leicht erhöhte und für den Überblick sehr
angenehme Sitzposition zur Folge hat.
Ausgeführt wurden diese Hauseingangslauben als Fachwerkkonstruktionen mit Ausfachungen und
Verzierungen meist in mehr oder weniger aufwendiger Holzsägearbeit oder als Holzgitterrahmen aus
Leisten und Latten, gelegentlich auch mit Sprossenverglasungen, fast immer mit Satteldach als
Zwerchdach, nur sehr selten mit Walmdach oder Pultdach. Das Laubendach schließt immer unterhalb
der Traufe des Hauptdaches an die Fassade an, es gibt keine konstruktive Verbindung mit dem Hauptdach.
Nach den Berichten in Heimatkalendern, Ortschroniken und ähnlichen Publikationen sind die kleinen
Eingangslauben seit dem späten 19.Jahrhundert in Brandenburg bezeugt. Werner Radig (siehe unten)
vermutet in ihnen die Nachfolger der stattlichen traufseitig in das Hauptdach einbindenden
Vorlauben der Gasthöfe des 18.Jahrhunderts. Wahrscheinlicher ist wohl eine architekturgeschichtliche
Verbindung zu städtischen Moden wie der Gartenlaubenarchitektur der Gründerzeit (die wiederum ihre
Wurzeln in der barocken französischen Treillagenarchitektur hat; weitere Informationen dazu siehe hier:
►).
Wohl keine der ursprünglichen Eingangslauben ist heute noch erhalten, die meisten waren verfallen
und wurden ersetzt, häufig durch massive geschlossene Eingangsvorbauten. Bei Volkmar Schnöke (siehe unten)
findet man viele Bildbeispiele noch im Zustand der 1990er Jahre. Seit dieser Zeit werden sie zunehmend
restauriert oder als Kopie wiederhergestellt in traditioneller handwerklicher Ausführung aus Holz nach
alten Fotografien oder Zeichnungen. Eine brandenburgische Tradition lebt wieder auf.
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Zeitraum ca. 1840 - 1910
Massivbau mit Putzfassade
Mauerwerksbauten mit Fassadengestaltung vollständig als Putzfassade oder Putz-Stuck-Fassade,
Sockelmauerwerk ebenfalls verputzt, selten aus Naturstein-Sichtmauerwerk oder aus
Ziegel-Naturstein-Sichtmauerwerk. Bei kleinen Wohngebäuden bleibt die Entwicklung aus
dem einfachen oder erweiterten Doppelstubenhaus weiterhin erkennbar, besonders bei
zweigeschossigen Großbauernhäusern verliert sich diese Herkunft jedoch. Nur äußerst
selten wurden noch Giebelflurhäuser massiv mit Putzfassade neu errichtet, meist
(wenn überhaupt) wurde den alten giebelständigen Fachwerkbauten nur eine neue
Massivfassade vorgebaut.
Spätklassizistische Fassadengestaltung mit sparsam vor Ort
angetragenem Stuck
Zu Beginn dieses Zeitraums wurden verputzte Wandflächen (Basisflächen) häufig in klassizistischer
Tradition mit Putzquaderungen als Ritzquaderung ausgeführt, wohl auch im Geist der preußischen
Landbauschule und in Folge der unter dem Geheimen Oberbaurat David Gilly (1748-1808) propagierten
Gestaltung, beispielhaft dargestellt z.B. im berühmten "Paretzer Skizzenbuch" (siehe
unten). Später kamen dezente profilierte Tür- und Fensterrahmungen hinzu, bestehend aus vor Ort
angetragenem Kalkputz oder Stuckputz, die Eingangsbereiche teilweise schon portalartig als Ädikula
gestaltet mit kannelierten Pilastern, Gebälk und Dreiecksgiebel.
Prunkfassaden der Historismus
Danach entstanden nur selten noch spätklassizistische Putzfassaden mit sparsam vor Ort
angetragenem Stuck und dezenter Ritzquaderung, stattdessen jetzt häufiger mehr oder
weniger stark profilierte Flachrustika-Quaderungen als Flächen- oder Eckquaderungen,
die bereits aufwendig mit dem Grundmauerwerk angelegt werden mussten, sowie Einsatz von
Montageelementen aus Stuckgips und/oder Zementguss in Verbindung mit vor Ort angetragenem
Stuck z.B. für Gesimse oder Fensterprofile. Erst gegen Ende der Entwicklung ab etwa 1905
ist wieder ein Rückgang zu dezenteren (teils floralen) Stuckarbeiten in Flachrelief zu
verzeichnen, meist als Schablonen-Pressstuck vor Ort angetragen, auch mit Zementmörtel.
Montagestuckelemente aus Stuckgips und/oder Zementguss sind als vorgefertigte Katalogware
verfügbar in allen Stilrichtungen als Versandware im gesamten Deutschen Reich, im
brandenburgischen ländlichen Raum bis zuletzt weit überwiegend Neorenaissance. Der
Eingangsbereich wird häufig risalitartig betont mit portalartiger Eingangsgestaltung,
teils mit Verdachung auf Pilastern oder mit Gebälk und Dreiecksgiebel; Fenster mit
Verdachung auf Konsolen oder als Ädikulafenster mit Pilastern, Gebälk und Dreiecks-
oder Segmentbogengiebel.
Zunehmend findet eine Einwanderung von städtischen Architekturelementen in
kleinstädtische und ländliche Räume statt, zuerst wohl im Umfeld der Großstädte,
verstärkt durch die Verbreitung von Baufachbüchern, Musterkatalogen und
überregionalen Materialangeboten sowie die räumliche und berufsrechtliche
Gewerbefreiheit. Auch die Stuckfassaden werden häufig wie die Ziegelfassaden
den Gebäuden wie eine Kulisse vorgesetzt / aufgesetzt, während die Giebelseiten
nur einen einfachen Glattputz erhalten oder sogar als einfaches Sichtziegelmauerwerk
unverputzt bleiben. Zumindest größere Wohngebäude sind meist voll unterkellert,
Sockelmauerwerk verputzt oder als Ziegel-Naturstein-Sichtmauerwerk ausgeführt.
Im Zeitraum etwa 1880-1900 werden zunehmend Dachkonstruktionen mit hohem Drempel
und flacher geneigten Dachflächen errichtet, diese gedeckt mit Schieferdeckung
als Rechteck-Doppeldeckung, nach der Herkunft des Schiefers benannt als
"Englische Deckung". Bei steiler geneigten Dachflächen erscheinen die
berühmten Doppelmulden-Falzziegel (1881 erfunden von Wilhelm Ludowici), naturfarben,
engobiert oder besonders gern glasiert. Biberschwanz-Dachziegel bleiben durchgängig
über alle Bau- und Stilphasen in Brandenburg im Einsatz, Hohlpfannen dagegen
verschwinden auch von den Dächern der Wirtschafts- und Nebengebäude.
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Zeitraum ca. 1880 - 1910
Massivbau mit Putzfassade und übergiebeltem Risalit
oder Zwerchgiebel / Zwerchhaus
Zu dieser Gruppe gehören Mauerwerksbauten mit Putz-Stuck-Fassade, bautechnische
Ausführung und gestalterische Entwicklung wie oben beschrieben, hier jedoch
mit besonderer Betonung der Fassadenmitte durch übergiebelte Risalite oder
Zwerchgiebel bzw. Zwerchhäuser jeweils über dem risalitartig betonten mittigen
Fassadenteil. Die letzten Gebäude dieser Art entstanden bis etwa zu Beginn des
Ersten Weltkrieges. Ausgeführt wurden diese Wohngebäude nur selten noch mit
den spätklassizistischen Putzfassaden mit sparsam vor Ort angetragenem Stuck,
meist erfolgte der Einsatz von Montageelementen aus Stuckgips und/oder
Zementguss als vorgefertigte Katalogware. Ab etwa 1905 ging die Entwicklung
wieder zurück zu dezenteren (teils floralen) Stuckarbeiten in Flachrelief,
meist als Schablonen-Pressstuck vor Ort angetragen.
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Zeitraum ca. 1920 - 1950
Siedlerhaus mit Putzfassade oder Ziegelsichtmauerwerk,
Wohngebäude im "Heimatstil"
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden unter anderem auch im ländlichen Umfeld Siedlerhäuser
als Einzel- oder Doppelhäuser, teilweise mit kleinem Stallteil oder Wirtschaftsteil und
zugehörigem Garten für Handwerker und Arbeiter in schlichter, aber handwerklich solider
Ausführung, teilweise auch mit bescheidenen Zierelementen. Das Reichsheimstättengesetz von
1920 lieferte zusätzlich die Rechtsgrundlage für eine sozial gebundene Wohnungsversorgung;
Kriegsteilnehmer, insbesondere Kriegsgeschädigte, sowie Witwen der im Krieg Gefallenen und
kinderreiche Familien waren bei der Vergabe der Heimstätten (Grundstücke, die aus einem
Einfamilienhaus mit Nutzgarten bestehen) durch die Gemeinden vorzugsweise zu berücksichtigen.
Die Häuser wurden meist mit Putzfassaden in Kombination mit Sockelmauerwerk aus Klinkern
oder (seltener) Naturstein ausgeführt, Sichtmauerwerk aus Klinkern oder Hartbrandziegeln
sehr häufig im "Märkischen Verband", eine Mode der Zeit nicht nur in Brandenburg
und Berlin (weitere Informationen dazu siehe hier:
►). Insgesamt tauchen diese
Gebäude in den Dörfern jedoch nur selten auf.
Bodenreformhaus, Neubauernhaus
Bodenreformhäuser, Neubauernhäuser, "Umsiedlerhäuser" (verharmlosende Umschreibung
für Vertriebene) wurden auf enteigneten Ländereien von Großgrundbesitzern (sogenannte
"Bauerngüter" ab 100 ha) und Adel errichtet. Gutshäuser wurden zerstört zur
Baustoffgewinnung für das Bodenreformprogramm, sofern diese Gebäude nicht zur (zeitweiligen)
Unterbringung von kriegsbedingt Wohnungslosen, Flüchtlingen oder als Schulen und Kindergärten
benötigt wurden. Errichtet wurden kleine typisierte Gebäude in einfachster Ausführung als
Fachwerk- oder unverputzte Massivbauten zur Nutzung als reine Wohngebäude oder als
Wohn-Stall-Gebäude bzw. Wohnwirtschaftsgebäude. Neubauernhäuser im ursprünglichen Zustand
existieren heute nicht mehr, sie wurden inzwischen alle renoviert und modernisiert oder
abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Die ehemaligen Bodenreformsiedlungen erkennt man
aber noch im Ortsbild meist im Randbereich der Dörfer an gleichmäßigen Hausreihen und
Gebäudestellungen sowie den großen Hausabständen von etwa 50 Metern. Ein Bodenreformgrundstück
hatte ca. 2.500 m² (1 Morgen) für Hof- und Gartenland.
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Literatur als Anregung zur weiteren Vertiefung
Aus dem kaum noch überschaubaren analogen und digitalen Angebot nachfolgend einige interessante Literaturhinweise
auch zum zeitgeschichtlichen, sozialgeschichtlichen, baukulturellen und ingenieurtechnischen Hintergrund, ohne
Anspruch auf Vollständigkeit, informativ und überwiegend gut lesbar auch für baufachliche Laien. Die Liste wird
fortgesetzt, sachdienliche Hinweise auf aktuelle Publikationen werden gern entgegengenommen und hier
veröffentlicht (Kontaktdaten siehe unten):
Achilles, Walter: Deutsche Agrargeschichte im Zeitalter der Reformen und der
Industrialisierung. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1993
Ahnert, Rudolf und Krause, Karl Heinz unter Mitarbeit von Ernst Maier und Willi Mönck: Typische
Baukonstruktionen von 1860 bis 1960 zur Beurteilung der vorhandenen Bausubstanz, Band 1: Gründungen, Wände, Decken,
Dachtragwerke; Verlag für Bauwesen / Bauverlag, Wiesbaden und Berlin 1991 (insgesamt 2 Bände, neu in 3 Bänden 2001)
Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794. Textausgabe. Mit
einer Einführung von Hans Hattenhauer und einer Bibliographie von Günther Bernert. Alfred Metzner Verlag,
Frankfurt am Main / Berlin 1970; insgesamt ca. 19.000 Paragraphen auf 728 Seiten
Ambrosius, Sabine: Hausbau im Weberviertel Potsdam-Nowawes. Enthalten in: Brandenburgische Denkmalpflege.
Jahrgang 17, Heft 1. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 2008, Seiten 64-78
Baier, Christof: Bürgerhäuser in Templin und Zehdenick. Die Theorie vom bürgerlichen Wohnhaus und die Praxis
des provinzialstädtischen Bürgerhausbaus in Brandenburg-Preußen im 18.Jahrhundert. Dissertation 2005, Humboldt-Universität Berlin.
(Interessant hinsichtlich Vergleichbarkeit ländlicher und kleinstädtischer Fachwerk-Wohngebäude in Grundriss und Aufriss.)
Balke, Lotar: Bauen und Wohnen in Heide und Spreewald. Vom Wandel Lausitzer
Volksarchitektur im 20.Jahrhundert. Schriften des Sorbischen Instituts. Domowina-Verlag Bautzen 1994
Beelitz, Wolfgang: Das "Spiekerhus" als Sonderform des märkischen Mittelflurhauses.
Enthalten in: Die Mark Brandenburg. Heft 14, Lucie Großer Verlag, Berlin 1994
Bender, Willi F.: Lexikon der Ziegel. Vom Aal-Deckenziegel bis zum Zwischenwandziegel in Wort und Bild;
Bauverlag, Wiesbaden und Berlin 1995 (zweite Auflage); digital im Internet zum Nachschlagen zu finden unter Dachziegelarchiv.de
Bender, Willi und Schrader, Mila: Dachziegel als historisches Baumaterial. Ein Materialleitfaden und Ratgeber.
Edition :anderweit, Suderburg-Hösseringen 1999
Benke, Carsten: Die Ziegelindustrie in Brandenburg im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Auswirkungen
ländlicher Industrialisierung am Beispiel der Ziegeleiregion um Zehdenick. Magisterarbeit TU Berlin 1998
Benke, Carsten: Zehdenick und die Ziegelindustrie. Industrialisierung und Stadtentwicklung in einer märkischen Kleinstadt.
Enthalten in: Klaus Neitmann (Hrsg.): Das brandenburgische Städtewesen im Übergang zur Moderne. Stadtbürgertum, kommunale Selbstverwaltung
und Standortfaktoren vom preußischen Absolutismus bis zur Weimarer Republik. Berlin Verlag Arno Spitz GmbH 2001; ab Seite 213
Bode, Udo: Märkische Ziegel im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Enthalten
in: Ernst Badstübner / Dirk Schumann (Herausgeber): Backsteintechnologien in Mittelalter und Neuzeit. Studien zur
Backsteinarchitektur, Band 4; Lukas Verlag, Berlin 2003; ab Seite 347
Bode, Udo: Mauer- und Gewölbekonstruktionen in der Mark Brandenburg während des 18. und frühen 19.Jahrhunderts.
Dissertation, TU Braunschweig 2002 (als PDF zu finden unter https://publikationsserver.tu-braunschweig.de)
Bohle-Heintzenberg, Sabine: Architektur und Schönheit. Die Schinkelschule in Berlin und Brandenburg.
Mit Fotografien von Manfred Hamm. :Transit Buchverlag, Berlin 1997
Denkmale in Brandenburg (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Wernersche Verlagsgesellschaft,
Worms ab 1994; verschiedene Autoren bzw. Autorengruppen. Bis einschließlich 2020 sind 14 Bände erschienen.
Deutsche Bauzeitung. Wochenblatt, herausgegeben von Mitgliedern des Architekten-Vereins zu Berlin.
Jahrgang 2 (1868), Nr.4, 6 und 9. Kommissionsverlag, Buchhandlung und Expedition von Carl Beelitz, Berlin, Oranien-Str.75
Die Mark Brandenburg. Zeitschrift für die Mark und das Land Brandenburg. (Themenhefte zur Bau- und
Kulturgeschichte) Lucie (jetzt Marika) Großer Verlag, Berlin ab 1991
Enders, Lieselott: Die Altmark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft in der Frühneuzeit (Ende des
15. bis Anfang des 19. Jahrhunderts). Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 56. Zweite
unveränderte Auflage, Berliner Wissenschafts-Verlag 2008
Enders, Lieselott: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum
18. Jahrhundert. Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000
Enders, Lieselott: Die Uckermark. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum
18.Jahrhundert. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1992
Ellenberg, Heinz: Bauernhaus und Landschaft in ökologischer und historischer Sicht.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990
Geformt Getrocknet Gebrannt. Märkische Ziegel für Berlin. Katalog zur Ausstellung Karl-Ludwig Lange.
Schriftenreihe des Ofen- und Keramikmuseums Velten (Baustein 3), Velten 1996
Gilly, David: Handbuch der Land-Bau-Kunst vorzüglich in Rücksicht auf die Konstruktion der
Wohn- und Wirtschaftsgebäude für angehende Kameral-Baumeister und Oekonomen (Braunschweig 1797), nach zeitgemäßen
Anforderungen neu bearbeitet von Ferdinand Triest, Fünfte Auflage, Braunschweig 1831
Hartwig, Horst: Ziegelstempel und Ziegeleigeschichte für die Region Brandenburg-Berlin unter
www.horsthartwig.de Hervorragende Website mit vielen Detailfotos in bester Qualität und umfangreichen
Textdokumenten zu Ziegeleigeschichte und Ziegelproduktion von Horst Hartwig (Berlin) unter Mitarbeit von Heike Brett
(Rathenow) sowie Ziegelfreunden aus verschiedenen Regionen Brandenburgs - sehr empfehlenswert.
Hübsch, Heinrich: In welchem Style sollen wir bauen? Mit zwei Kupfertafeln. Verlag der Chr. Fr.
Müller'schen Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerey, Karlsruhe 1828
Issel, Hans: Illustriertes Handlexikon der gebräuchlichen Baustoffe. Verlag von Theodor Thomas,
Leipzig 1902. Reprint der Originalausgabe durch Reprint-Verlag Leipzig / Holzminden 1999
Jung, Karin Carmen: Die böhmische Weberkolonie Nowawes 1751-1767 in Potsdam-Babelsberg.
Bauliche und städtebauliche Entwicklung. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1997
Kaak, Heinrich: Geschichte des Dorfes in Brandenburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart.
Brandenburgische Historische Kommission e.V., Potsdam 2010; separat publiziert als "Leitfaden für
Ortschronisten in Brandenburg". Als PDF auf der Website des Brandenburgischen Landeshauptarchivs unter
https://blha.brandenburg.de/index.php/service/orts-und-landesgeschichte/
Kaak, Heinrich: Die brandenburgische Ortsgeschichte in Personen, Familien und ländlichen Schauplätzen.
Brandenburgische Historische Kommission e.V., Potsdam 2011; separat publiziert als "Leitfaden für Ortschronisten
in Brandenburg". Als PDF zu finden auf der Website des Brandenburgischen Landeshauptarchivs unter
https://blha.brandenburg.de/index.php/service/orts-und-landesgeschichte/
Kiefer, Franz Hermann: Schinkel und die Industrialisierung Preußens. Dissertation 2004 an der
Philipps-Universität Marburg. Behandelt werden u.a.: Schinkel und die industrielle Erzeugung von Baumaterialien
und ihre Verwendung in Preußen; sowie: Das Revival des Backsteins durch Schinkel.
Krüger, Rolf-Herbert: Das Bauwesen in Brandenburg-Preußen im 18. Jahrhundert. Veröffentlichungen
des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 74. Berliner Wissenschafts-Verlag 2019
Küttner, Irmelin: Friderizianische Kolonistendörfer in der Mark Brandenburg. Enthalten
in: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 1, Heft 2. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1992
Küttner, Irmelin: Siedlungspolitik und Landeskultur in Brandenburg-Preußen 1648-1871.
Enthalten in: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 10, Heft 1. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 2001
Küttner, Irmelin: Dörfer zwischen Tradition und Erneuerung. Dorfentwicklung im Wandel
der dreißiger bis zu den fünfziger Jahren. Enthalten in: Brandenburgische Denkmalpflege. Jahrgang 4,
Heft 1. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1995
Laudel, Katja: Der Typenwandel des ländlichen Wohnhauses im Oderbruch zwischen 1753 und 1850
(Dissertation 2004, Bauhaus-Universität Weimar). Die bis heute beste und sorgfältigste Abhandlung über die Entwicklung der
friderizianischen Kolonisten-Fachwerkbauten und ihre Nachfolger in Brandenburg. Die Publikation liegt als PDF vor und
kann mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Katja Laudel direkt hier über den folgenden Link heruntergeladen werden:
►
Laudel, Katja: Feuerherd, Kamin und Ofen. Kochstellen im brandenburgischen Bauernhaus des 17.
und 18.Jahrhunderts. Enthalten in: Mitteilungen der DGAMN, Band 19 (2007): Küche – Kochen – Ernährung.
Archäologie, Bauforschung, Naturwissenschaften; Tagung Schwäbisch Hall, 6. bis 8.April 2006, Seiten 137-146
Lexikon der Kunst. Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industrielle Formgestaltung, Kunsttheorie.
Neubearbeitung. Begründet von Gerhard Strauß, herausgegeben von Harald Olbrich. 7 Bände. Leipzig: E. A. Seemann Verlag,
1987-1994. Neuausgabe auf DVD von Directmedia Publishing GmbH, Digitale Bibliothek Band 43, Berlin 2001
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften in 8 Bänden und 2 Ergänzungsbänden. Zweite
Auflage, Stuttgart 1904-1920. Neuausgabe auf DVD von Directmedia Publishing GmbH, Digitale Bibliothek Band 116, Berlin 2005
Märkischer Landbau. David Gilly, Johann Friedrich Colberg und
andere. Die Mark Brandenburg. Heft 69, Marika Großer Verlag, Berlin
2008. Themenheft mit Beiträgen von Uwe Michas, Hans-Jürgen Rach, Marcel
Piethe, Karl Friedrich Hinkelmann und Jan Feustel.
Materna, Ingo und Ribbe, Wolfgang: Geschichte in Daten – Brandenburg. In Verbindung mit
Rosemarie Baudisch, Harald Engler, Bärbel Holtz und Detlef Kotsch. Verlag Koehler & Amelang, München / Berlin 1995
Matthaeij, Carl Ludwig: Der vollkommene Dachdecker. Unterricht in allen bis jetzt bekannten vorzüglichst
anwendbaren und mit unsern Dachconstruktionen und Bauverordnungen vereinbaren Dachdeckungsarten. ... Mit 34 lithographirten
Tafeln. Druck, Verlag und Lithographie von B. Fr. Voigt, Ilmenau 1833
Möllinger, Karl: Die Baugewerkschule in ihrer Tendenz und Organisation als Lehranstalt zur Ausbildung von
Bauhandwerksmeistern. Für Architekten, Bau-, Maurer- und Zimmermeister, Lehrer an Bau-, Gewerbe-, Real-
und Sonntagsschulen, Schulmänner und Schulfreunde, sowie für die Mitglieder der Meisterprüfungscommissionen.
G. C. Knapps Verlag, Halle 1868
Mothes, Oscar: Illustriertes Baulexikon in 4 Bänden. Praktisches Hilfs- und Nachschlagebuch ...
Herausgegeben von Oscar Mothes. Verlag und Druck von Otto Spamer, Leipzig und Berlin 1881-1884; Nachdruck durch
Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Waltrop und Leipzig 1998
Müller, Konrad Jörg: Ziegelarchitektur in Brandenburg. Steinreiche Dörfer. Eine Bestandsaufnahme
mit 731 Farbabbildungen. Brandenburgisches Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz, Potsdam 2009
Mohr de Pérez, Rita: Die Anfänge der staatlichen Denkmalpflege in Preußen. Ermittlung und
Erhaltung "alterthümlicher Merkwürdigkeiten". Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2001
Otto, Fr. Jul.: Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirthschaftlichen Gewerbe. ... Zum Gebrauche bei Vorlesungen
über die landwirthschaftlichen Gewerbe und zum Selbstunterrichte für Landwirthe, Techniker und Cameralisten. Verlag von Friedrich
Vieweg und Sohn, Braunschweig 1840; ab Seite 455: Das Kalk- und Gypsbrennen; ab Seite 481: Die Ziegelfabrikation
Plümpe, Theodor: Die westfälische Schieferindustrie. Volkswirtschaftliche und
wirtschaftsgeschichtliche Abhandlungen, Dritte Folge, Heft 13. Verlag von Veit & Comp.,
Leipzig 1917 (Hinweis: Westfalen war seit 1816 preußische Provinz)
Puls, Uta und Puls, Klaus: Laubenhäuser im Oder-Weichsel-Gebiet.
Märkische Akademie ländlicher Raum e.V., 1999
Rach, Hans-Jürgen: Die Dörfer in Berlin. Ein Handbuch der ehemaligen
Landgemeinden im Stadtgebiet von Berlin. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1990
Rach, Hans-Jürgen: Leben auf dem platten Lande. Eine Einführung in die Geschichte von Bauen, Wohnen und
Wirtschaften in den Dörfern Nordostbrandenburgs. Zwei Bände, Teil 1: 1648-1871, Teil 2: 1871-2000. Unter Mitarbeit von
Angelika Griebenow und Peter Natuschke. Herausgeber: Brandenburgisches Freilichtmuseum Altranft 2005 / 2006
Radig, Werner: Das Bauernhaus in Brandenburg und im Mittelelbegebiet.
Akademie-Verlag, Berlin 1966
Schendel, Adelheid: Landbaukunst in Brandenburg um 1800. Enthalten in: Baukunst in Brandenburg
(Autorengruppe). Herausgegeben von der Landesregierung Brandenburg, Potsdam 1992. DuMont Buchverlag, Köln 1992
Schendel, Adelheid (Hrsg.): Paretzer Skizzenbuch. Bilder einer märkischen Residenz um 1800. Herausgegeben
von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Deutscher Kunstverlag München Berlin, 2000
Schmelz, Ulrich: 250 Jahre Weberkolonie Nowawes/Babelsberg. Probleme der Ausländerintegration beim
Übergang von der gewerblichen zur industriellen Produktion in Brandenburg. Brandenburgische historische Hefte 13,
herausgegeben von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung; Potsdam 2000
Schmidt, Klaus Wolfgang: Die Entwicklung der Scheunenarchitektur in Brandenburg und Berlin.
Quererschlossene Fachwerkscheunen nach dem 30-jährigen Krieg bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Dissertation,
Berlin 2008 (die Publikation liegt als PDF-Datei vor und kann mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr.
Klaus Wolfgang Schmidt direkt hier über den folgenden Link heruntergeladen werden:
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Schnöke, Volkmar: Brandenburger Bauernhöfe. Handbuch für Architekten und Bauherren. Teil 1 bis
1870 in drei Bänden (Teil 2 ab 1870 ist nicht mehr erschienen). Im Eigenverlag Volkmar Schnöke, Berlin 2004
Schrader, Mila: Mauerziegel als historisches Baumaterial. Ein Materialleitfaden und Ratgeber.
Edition :anderweit, Suderburg-Hösseringen 1997
Schulte-Frohlinde, Julius / Kratz, Walter / Lindner, Werner: Der Osten. Die landschaftlichen
Grundlagen des deutschen Bauschaffens. Architekturbüro der Deutschen Arbeitsfront in Zusammenarbeit mit dem
Deutschen Heimatbund. Callwey-Verlag München, 1940
Stein auf Stein. Ländliches Bauen zwischen 1870 und 1930. Herausgegeben von Geerd
Dahms, Giesela Wiese, Rolf Wiese. Schriftenreihe der Museen Kiekeberg, Bad Windsheim, Cloppenburg
und Schleswig; Hamburg-Harburg 1999. Mit 22 Beiträgen von verschiedenen Autoren zu kulturellen,
gestalterischen und technischen Aspekten des ländlichen Bauens.
Strecke, Reinhart: Anfänge und Innovation der preußischen Bauverwaltung. Von
David Gilly zu Karl Friedrich Schinkel. Böhlau Verlag Köln, Weimar, Berlin 2000
Ulrich, Max: Die Dachdecker-Meister-Prüfung. Ein Ratgeber für die technische und
theoretische Dachdecker-Meister-Prüfung. Mit 316 Abbildungen. C. Gasedow's Verlag, Berlin 1907
Welk, Ehm: Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer. Beichte eines einfältigen Herzens.
Carl Hinstorff Verlag Rostock, 1955
(Einer der schönsten Berichte über das dörfliche Leben in der Mark Brandenburg zwischen 1847 und 1932,
sehr zu empfehlen für stille und besinnliche Stunden.)
Woede, Hans: Alte dörfliche Baukultur in Ostpreußen. Broschüre, herausgegeben von der
Landsmannschaft Ostpreußen, Abteilung Kultur. Druckerei und Verlag Gerhard Rautenberg, Glückstadt 1980
Ziegel (Mauerziegel) im Reichsformat. Geschichte der Ziegelformate in
Brandenburg-Preußen und ihre staatliche Regulierung. Themenseite dieser Website unter
http://www.fotografie-architektur.de/stockphoto-galerie-5-z06.html (siehe direkt hier:
►)
(Dieser Text und die Fotos wurden hier erstmalig veröffentlicht am 26.1.2021, letzte Ergänzungen am 24.2.2021)
Wenn Sie sich für den Inhalt der Broschüre Dorfentwicklung in Brandenburg
(siehe unten) interessieren, dann finden Sie auf den vorangegangenen Webseiten weitere
Informationen. Teil 2 der Broschüre Kulturgut im Siedlungsraum sehen Sie auf der ersten
Seite (siehe hier: ►),
die Teile 3 Gebäude und Baugestaltung und 4 Natur und Landschaft folgen auf der
zweiten Seite (siehe hier: ►).
Die Wiedergabe der Texte auf den beiden Webseiten erfolgt mit diversen Ergänzungen, Korrekturen und Aktualisierungen
sowie mit zusätzlichen Fotos und Zeichnungen. Wenn Sie sich für die Präsentationsblätter eines Vortrages zum Thema
Erhaltung und Gestaltung des Ortsbildes im ländlichen Raum interessieren, dann klicken Sie hier:
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